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Deutsche Bahn will Service verbessernNeuentdeckung Kunde

Besserer Service und saubere Züge: Die Deutsche Bahn will 330 Millionen Euro in die Zufriedenheit ihrer Fahrgäste investieren. Der Schienenkonzern hofft auf ein besseres Image.

"Wir wollen ein besseres Image in der Gesellschaft haben": Bahnchef Rüdiger Grube. Bild: dpa

BERLIN taz | Saubere Züge, zusätzliche Fahrgastbetreuer, schnellere Informationen und Wetterschutzeinrichtungen auf allen Bahnhöfen sollen für zufriedene Kunden sorgen. "Wir wollen ein besseres Image in der Gesellschaft haben", kündigte Bahnchef Rüdiger Grube am Donnerstag an. Dafür will der Konzern in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 330 Millionen Euro ausgeben.

Allein 80 Millionen Euro sind für 120 zusätzliche Kundenbetreuer vorgesehen, die künftig auch im Regionalverkehr eingesetzt werden. Zudem sollen mehr Wachleute für Sicherheit an Bahnhöfen und in Zügen sorgen. Verbessert wird auch die Information der Passagiere: Das Personal an den Stationen erhält internetfähige Handys und kann sich damit schnell auf den neuesten Stand der Verspätungen und Zugausfälle bringen. Bahncard-Inhabern wird die leidige Zeit in der Warteschleife verkürzt. Die Hotlines werden ausgeweitet.

Weitere 40 Millionen Euro lässt das Unternehmen für saubere Fahrzeuge springen. Dabei geht es insbesondere um die häufig ausfallenden Toiletten. Die Waggons werden neu gestrichen und mit speziellen Anstrichen gegen Graffitis gefeit.

Beschwerden will der Konzern kundenfreundlicher bearbeiten. "Wir werden das Formular zu den Fahrgastrechten deutlich vereinfachen", sagte Vorstand Ulrich Homburg. Zudem will das Unternehmen unzufriedene Fahrgäste künftig anrufen, um strittige Fragen aus dem Weg zu räumen. Weil man sich bislang an vielen Stationen nirgends unterstellen kann, wird nun an jeder ein Wetterschutz errichtet.

Mit Millionenaufwand behebt der Konzern auch technische Schwächen. Auf stark befahrenen Nahverkehrsstrecken sorgen Sandstreuanlagen dafür, dass die Schienen auch bei nassem Laub befahrbar bleiben und es weniger Verspätungen gibt. Auch sollen im Winter nicht mehr so viele Züge wegen Kälte ausfallen und die Klimaanlagen im nächsten Sommer funktionieren. Schließlich kauft oder mietet die Bahn gebrauchte Züge an, um die durch technische Mängel ausgedünnte Fahrzeugflotte zu erweitern.

Grube ist sicher, dass sich die Investitionen bald auszahlen: "Wir erwarten schon in den kommenden Monaten, dass die Kunden dies spüren können."

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9 Kommentare

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  • WM
    Werner Meier

    Wow!

     

    Und was mit den Bahnhöfen? In den großen Zentren schnieke, herausgeputzt, in der Peripherie (und das ist oft schon der nächste Bahnhof) dreckig, graffiti-verziert, Fenster seit Jahren kaputt oder durch Holzplatten ersetzt, Fahrgastinformationen bei Verspätungen oder Zugausfall Fehlanzeige. Dichtes Dach über dem Bahnsteig ist fast schon Luxus. Im übrigen im Dunkeln gnadenlos schlecht beleuchtet. Über einen behindertengerechten Zugang sollte man besser kein Wort verlieren. Dort will man weder ankommen noch abfahren.

     

    OK, bei den Zügen im Nahverkehr muß auch etwas geschehen: knochenharte Sitze mit dünner Polsterung, dafür vandalismusresistent, teilweise abstrus enger Sitzabstand, das Ärgernis mit den Toiletten ist seit Jahren bekannt. Häufig auch laut (Klimaanlagen, Quietschen/Dröhnen in Kurven, schlechte Geräuschdämmung der Dieselmotoren). Warum geht das in Frankreich (wir an dessen Grenze haben den direkten Vergleich) soviel besser?

     

    Aber die Deutsche Bahn scheint zwischen Fracht und Passagieren keinen wirklichen Unterschied zu machen und agiert in beiden Bereichen nicht wirklich erfolgreich. Aber Kosten sparen bis an das Limit des Vertretbaren und teilweise darüber hinaus und nach Großbritannien zu expandieren - das können sie (denken sie...).

    Immerhin ein paar kleine Brosamen auch für dem Heimatmarkt - mehr sind die 330 Millionen wirklich nicht.

  • JD
    Jürgen D. Müller

    Habe so meine Zweifel, ob das Image der Bahn zu reparieren ist. Wenn ich so ein PR-Schrott lese (es ist doch kein Zufall, dass dies jetzt -Stuttgart21- in die Medien gegeben wird), denke ich daran, dass es einmal das Sprichwort "Pünktlich wie die Bahn" gab. Als Bahnvielfahrer (IC und RE) beginnen positive Bahngeschichten zumeist mit einem, damals ...

  • M
    margor

    Den Service der Bahn verbessern?

    Da sitzt Herr Grube aber einem großen Irrtum auf:

    Ich kann doch nur etwas verbessern, das es schon gibt!

     

    Andererseits, Herr Grube:

    Wenn Sie das Projekt Stuttgart21 in den viel billigeren und effektiveren und vernünftigeren und von den Bürgern gewollten Kopfbahnhof abändern würden, hätte die Bahn so viel Geld übrig, da könnten sie jedem Fahrgast einen persönlichen und gut geschulten Reisebegleiter zur Seite stellen. Das wäre doch mal was.

  • B
    Biks

    80 Millionen Euro um 120 Leute fünf Jahre zu bezahlen? Das macht nach Abzug von gut 10.000 Euro pro Jahr für den Arbeitsplatz und 20 % Lohnnebenkosten satte 100.000 Euro Bruttogehalt.

     

    Wo kann man sich bewerben?

  • BL
    Bruder Lustig

    "Dafür will der Konzern in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 330 Millionen Euro ausgeben."

     

    Humor hat er ja, der Grube:

    Die 330 Millionen für die nächsten fünf Jahre sind doch nur ein Bruchteil dessen, was der Konzern in den letzten fünf Jahren bei Instandhaltung der Infrastruktur und beim Personal eingespart hat.

     

    Lustig ist, dass uns der Bahnchef jetzt die Fehler und Versäumnisse als PR-Gag verkaufen will. Na gut, es ist niemals zu spät.

  • V
    Vale

    Und der Fahrpreis?

    Wo ist da die Kundeninitiative?

    Der Rest ist mir doch Schnupp...

  • R
    raubwaldy

    Bezahlbarer wird die Bahn damit trotzdem nicht...

  • L
    likewise

    Die Bahn wirft ja seit Jahren jede Menge Geld für verschiedenste Absichten zum Fenster raus. Für Belege brauchen wir ja nur die nächste Berichtung der Kostenkalkulation für Stuttgart21 abzuwarten.

    Wofür aber gewiß kein Geld, auch nicht in der neusten Kampagne ausgegeben wird, ist,

    daß auch in Nahverkehrszügen ausreichend Sitzplätze einkalkuliert werden, daß jeder Fahrgast sitzen kann -- oder einen Preisnachlaß erhaält;

    daß auch in Nahverkehrszügen ausreichend Toiletten vorhanden sind, daß man nicht, z.B. auch als Schwerstbehinderter durch den ganzen Zug gehen, sich in jeder Kurve durch den Zug geworfen werden muß;

    daß auch Nahverkehrstickets ohne Preisaufschlag am "Servicecenter" zu erwerben sind;

    daß überhaupt die Wartezeiten am Servicecenter auch für solche, die nicht so lange stehen können, erträglich werden;

    daß auf ihren Nahverkehrszug wartende Fahrgäste nicht in letzter Minute wegen eines verspäteten ICE auf ein weit entferntes Gleis beordert werden (und dr Fahrplan auch dann keine Veränderung erfährt, wenn dieser Vorgang innerhalb von drei Wochen sich drei Mal wiederholt);;

    daß kurzfristig ausgefallene Nahverkehrszüge nicht mehr vom Bahnpersonal, was man jetzt tun könne, mit einem Schulterzucken quittiert werden;

    usw. usf.

    Vielmehr wird sich die Kampagne wohl eher auf kunterbunte Werbekampagnen, Zeitschriften für Fernzugkunden und noch adrettere Uniformen für weibliche Zugbegleiter von ICEs beschränken. Das sind ja auch eher das Zielpublikum für die geplanten Aktienverkäufe...

     

    ... Und kann es sein, daß die Idee zu dieser Kampagne vom Verkehrsministerium bezahlt wurde?

  • QJ
    "Image" ja, Dienstleistung Fehlanzeige

    Erste Maßnahme: Absolut rauchfreie Bahnhöfe. Schaut Euch die verdreckten, stinkenden, gesundheitsgefährdenden deutschen Bahnhöfe an.

     

    Zweite Maßnahme: Sprecht wieder Deutsch.

     

    Dritte Maßnahme: Sorgt dafür, dass Kunden mit Bahnkarte ohne (!) Schufa-Auskunft *online* per EC-Karte bzw. Lastschriftverfahren Fahrkarten kaufen können. Am Schalter wird auch keine Schufa-Auskunft verlangt. Schluss mit der Überwachungsgesellschaft.

     

    Vierte Maßnahme: Listet alle (!) Bahnhöfe auf den ausgehängten gelben Fahrplänen auf, an denen die Züge halten.

     

    Kosten für die vier Maßnahmen: Null. Weil aber nichts passieren wird, verliert die Bahn mich dieses Jahr als Dauerkunden.

     

    Fünfte Maßnahme: Fahrkartenautomaten in allen Zügen statt eines rechtswidrigen Fahrpreisaufschlags bzw. sogar einer Anzeige, abhängig vom Verstand des Personals. Jetzt und keine faulen Ausreden mehr!

     

    Sechste Maßnahme: Integriert Fahrräder besser in das Verkehrskonzept (insbesondere IC, ICE usw.). Diese Maßnahme bedarf allerdings ein wenig Nachdenken und Geld.

     

    Gut, das wird nichts. Also doch besser mit dem Auto fahren. Scheisse.