Deutsche Bahn unter Schwarz-Gelb: Börsengang als Option
Bahn-Chef Grube geht auf Distanz zu den Privatisierungs-Plänen der neuen Bundesregierung – eine Zerschlagung des Konzerns lehnt er ab. Das jedoch fordern Union und FDP.
BERLIN taz | Bahn-Chef Rüdiger Grube geht auf Distanz zu den Privatisierungsplänen der schwarz-gelben Koalition. "Ein Börsengang der Bahn wäre eine Vernichtung von Unternehmenswerten", sagte Grube am Dienstag mit Blick auf die Wirtschafts- und Finanzkrise. Ein solcher Schritt sei derzeit nicht aktuell, so Grube. Zudem sei nicht absehbar, wann es wirtschaftlich wieder aufwärtsgehe.
Von der neuen Bundesregierung forderte Grube, wie weitere Vertreter der Schienenbranche auch, den Bahnverkehr gegenüber anderen Verkehrsträgern nicht weiter zu benachteiligen sowie mehr Investitionen in die Infrastruktur.
Grube hält allerdings am Ziel eines Börsenganges fest - "als Option", wie er sagte. Während sein Vorgänger Hartmut Mehdorn noch mit großer Leidenschaft die gesamte Unternehmenspolitik auf das Börsenziel ausrichtete, ist Grube deutlich zurückhaltender. Auf die Frage, wann das bundeseigene Mobilitätsunternehmen kapitalmarktfähig sei, antwortete Grube knapp: Kapitalmarktfähigkeit bedeutet letztlich nur, dass das Unternehmen wirtschaftlich geführt werde. Dazu sei er als Bahn-Chef schon durch das Grundgesetz verpflichtet.
Wichtiger als der Börsengang ist Grube die Sicherheit. "Die Sicherheit ist das oberste Gut", so Grube. Das Thema werde man auch bei der Berliner S-Bahn, einer Tochtergesellschaft der Bahn, in den Griff kriegen. Derzeit ist der S-Bahn-Verkehr in der Hauptstadt stark eingeschränkt, weil aus Sicherheitsgründen weniger als die Hälfte aller Züge einsatzfähig sind.
Mehdorn hatte, den Börsengang vor Augen, der S-Bahn einen strikten Rationalisierungskurs verordnet; unter anderem waren Bremszylinder nicht ordnungsgemäß gewartet worden. Während der S-Bahn-Betriebsrat den Mehdornschen Sparkurs für das Berliner Chaos verantwortlich macht, sprach Grube von "menschlichem Versagen".
Eindrücklich wandte sich Grube gegen Pläne von FDP und Union, bei der Bahn Netz und Betrieb zu trennen. "Macht nicht den Fehler, den die Engländer gemacht haben!" Die britische Bahn sei mehrfach filetiert und verkauft worden; heute seien dort das Netz marode und die Züge nicht auf dem Stand der Technik. Für einen funktionierenden Wettbewerb auf der Schiene sei ein solcher Schritt zudem nicht nötig, dafür sorge in Deutschland die Bundesnetzagentur. Die Monopolkommission der Bundesregierung hatte kürzlich der DB AG vorgeworfen, den Wettbewerb zu behindern.
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