■ Das Portrait
: Deutsch-Iranische Beratung für Frauen

Eine Initiative wird zehn Jahre alt

„Das ist das Schönste für uns“, sagt Sanam von der Deutsch-Iranischen Beratungsstelle für Frauen, „daß die Frauen immer wieder kommen.“ Erst lernten sie Deutsch, heute lassen sie sich bei der Kindererziehung beraten oder finden Hilfe bei der Arbeitssuche. Vor zehn Jahren waren die ersten eigenen Räume bezogen worden. Die Beratungsstelle entstand aus einem Zusammenschluß autonomer iranischer und deutscher Frauen. Junge StudentInnen waren nach dem Sturz des Schahs 1978 begeistert in ihre Heimat zurückgekehrt. Nur zwei Jahre später flohen sie wieder, um den Repressionen des Khomeini- Regimes und der im Herbst 1981 angeordneten Zwangsverschleierung zu entgehen.

Damals entstand das Komitee „Deutsch-Iranische Fraueninitiative“. Die politisch aktiven Frauen sahen sich kurz darauf mit einer Flüchtlingswelle von Frauen konfrontiert, die weder die deutsche Sprache gelernt hatten noch im Behördendschungel zurechtkamen. Zu den Widrigkeiten der Flucht, den Schwierigkeiten mit den Behörden kam, daß die Männer nicht gerade begeistert von der Idee des Frauenzusammenschlusses waren. Die Forderung nach Gleichberechtigung ging ihnen zwar leicht von den Lippen, im eigenen Haushalt aber waren Heimchen gefragt. Auch heute klingen diese Probleme noch vorsichtig an.

Im Frankfurter Büro ist zu spüren, was die deutsch-iranische Initiative so besonders macht. Für die Bildwände zur Geburtstagsfeier werden alte Fotos sortiert. Das Gelächter ist schon vor der Tür zu hören. Auf dem Fußboden steht ein Tablett mit Sesambrot und Tee. Vor allem die Bilder aus der Zeit der Gründung ähneln sich verblüffend. Immer wieder unterschiedliche Gesichter, alte Bekannte und neue Freundinnen. Und alle lachen, umarmen sich, sitzen zusammen am gedeckten Tisch. Keines der Fotos wirkt gestellt.

Dabei sind die Probleme, die hier bewältigt werden müssen, ernst. Viele Iranerinnen leiden noch an den Verfolgungstraumata, Verwandte sind im Gefängnis, verschollen oder gefoltert worden. Dazu kommen Sprachschwierigkeiten, fehlende Arbeitserlaubnis, Wohnungsnot, Isolation, Probleme in der Ehe und der Familie, manche sind selbstmordgefährdet. Die Kürzung des Etats drückt da besonders. Trotzdem wird heute gefeiert. Sanam sagt: „Mit das Schönste waren auch immer unsere Feste!“ Heide Platen