Detmolder SPD will sich ein Denkmal setzen

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Polit-Sonderzone in der SPD-regierten Lippe-Hauptstadt

Detmold?73.880 Einwohner, neun Prozent Arbeitslosigkeit und vor allem: das Hermannsdenkmal. So wirbt die heile Welt im Lipperland um ausländische Touristen: „Detmold still has an original and intact old town with more than 500 historical monuments of different ages. We recommend our interesting guided tour of the town to you, then you will understand why this town, founded around 1260, is still described as ‚the beautiful town‘.“Wer hat was zu verlieren?Die Sozialdemokraten stellen seit 40 Jahren den Rathauschef in der Hauptstadt des Regierungsbezirks Detmold. Doch der Spitzenposten ist ebenso wie die Ratsmehrheit von SPD, Grünen und freien Wählern wegen der Genossenkrise im NRW-Kommunalwahljahr in Gefahr. Die Christdemokraten wollen an die lippischen Fleischtöpfe.Wer regiert im Rathaus?SPD-Bürgermeister Friedrich Brakemeier hört nach 16 Amtsjahren aus Altersgründen auf.Wer will da rein?Die Detmolder Sozialdemokraten schicken den 42-jährigen Ex-Telekom-Manager und jetzigen Detmolder Kämmerer Rainer Heller ins Rennen. Hellers Weiter-so-Slogan: „Detmold ist Zukunft!“ Für die CDU kandidiert der 55-jährige Landtagsabgeordnete Manfred Luckey.Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Einen Streit um den Regierungsbezirk Detmold und die bürokratiefreie Modellregion Ostwestfalen-Lippe. Während CDU-Vertreter das Regierungspräsidium Detmold abschaffen wollen, hält die SPD am jahrzehntealten Versprechen des Landes fest und will die Bezirkskapitale nicht der Verwaltungsreform opfern. Einig sind sich die Großparteien beim Bürokratieabbau in Ostwestfalen-Lippe. Nur eine neu gegründete Linkspartei, die „Detmolder Alternative“, lehnt das Projekt als Öko- und Sozialdumping ab.Und wer hat die schönsten Wahlplakate?Die SPD setzt für den Wahlsieg auf lokale Prominenz und Fotos vom Hermannsdenkmal. Ähnlich wie die Sozialdemokraten in Oberhausen distanzieren sich die Genossen von der Bundespolitik. Auf einem Parteitag forderte die Detmold-SPD, die Arbeitsmarktreform „Hartz IV“ zu stoppen: „345 Euro monatlich als Arbeitslosengeld II sind zu wenig.“Die taz-Prognose?Mit ihrem Trennungsbeschluss von der Bundespolitik könnte sich die Detmolder SPD ein wahltaktisches Denkmal setzen. Als Koalitionspartner für die lippischen Linksabweichler empfehlen wir die „Detmolder Alternative“. MARTIN TEIGELER