Detlef Stein empfiehlt: : Preisträger Bill Viola
Wer die ständige Sammlung der Bremer Kunsthalle kennt, weiß um die Werke zeitgenössischer Kunst inmitten der alten Meister. Diese Gegenüberstellungen laden zu einer Auseinandersetzung ein, die nicht in den Grenzen kunstgeschichtlicher Epochenbegriffe stattfinden soll, sondern neue und ungewohnte Einsichten ermöglichen möchte. Ein besonders eindrückliches Beispiel hierfür ist die Arbeit „Locked Garden“ des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola, die in einem Raum mit mittelalterlichen Altarbildern zunächst wie ein Fremdkörper erscheint. Moderne Flachbildschirme und jahrhundertealter Goldgrund – das wirkt widersprüchlich, wenn nicht gar unvereinbar. Und doch zeigt sich in der Gegenüberstellung, dass Künstler verschiedener Zeiten in verschiedenen Ausdrucksweisen vergleichbare Themen behandelt haben, etwa die grundlegenden Gefühlszustände des Menschen von Freude über Erstaunen bis zu Kummer oder tiefstem Schmerz. Das Thema und das Ausdrucksmittel wurden den jeweiligen medialen Möglichkeiten und Bedürfnissen der Zeit angepasst. Nun zeigt die Kunsthalle Bremen bis zum 27. August eine Auswahl von Violas Arbeiten, die einen vertiefenden Einblick in das faszinierende und oftmals ergreifende Werk des Künstlers ermöglicht. Hier gezeigte Arbeiten wie „Ascension“ oder „Observance“ führen in verdunkelten Ausstellungsräumen die entschleunigten Bilder Violas vor und machen deutlich, wie kunstgeschichtliche Tradition und technische Innovation eine sinnvolle Einheit bilden können. Für seine Leistungen im Bereich der Videokunst wird Viola übrigens am Sonntag mit dem Kunstpreis der NORD/LB ausgezeichnet. Und einen besonderen Leckerbissen gibt‘s dazu: Am Vortag wird der Künstler über seine Arbeiten sprechen, worauf ich mich besonders freue. Also bis Samstag in der Kunsthalle!
Lecture: Samstag, 18 Uhr; Preisverleihung: Sonntag, 11.30 Uhr, Kunsthalle Bremen