Detlef Pollack im Gespräch: Das unzufriedene Volk

Detlef Pollack im Gespräch mit taz-Redakteurin Julia Boek über sein neues Buch und den Gemütszustand der Ostdeutschen.

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„Eine irgendwie schief wirkende Unangepasstheit und Unbekümmertheit ist charakteristisch für viele Ostdeutsche“, schreibt der Autor Detlef Pollack in seinem Buch „Das unzufriedene Volk: Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute“. Er stellt damit Wesenszüge der Menschen ostdeutscher Herkunft heraus, die ihrem Selbstbild widersprechen. Die Ostdeutschen sehen sich eher als demütig, als unauffällig und allenfalls als benachteiligt an. Ist also die allgemein kolportierte Bescheidenheit der Ostdeutschen nur eine Inszenierung?

Wann: Do. 03.09.2020, 19 Uhr

Wo: Livestream via YouTube

Kontakt: taztalk@taz.de

Tatsächlich wirken die Bilder von wütenden AfD- und Pegida-DemonstrantInnen in Dresden, Görlitz oder Chemnitz, die selbst-gebaute Galgen vor sich hertragen und „Lügenpresse“ skandieren, alles andere als defensiv oder bescheiden. Das Narrativ vieler Ostdeutscher vom ewig zu-kurz-Gekommenen hält sich auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung hartnäckig in den öffentlichen Debatten der Bundesrepublik.

Wo aber liegen die Ursachen für dieses brüchige Selbstverständnis so vieler Ostdeutscher? Und wie kann es gelingen, die so weit verbreitete Erzählung vom sogenannten Jammerossi zu überwinden? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Religionssoziologe Detlef Pollack in seinem neuen Sachbuch „Das unzufriedene Volk“. Denn tatsächlich, so konstatiert Pollack, haben sich viele Ostdeutsche von der friedlichen Revolution bis heute als mächtiger politischer Akteur erwiesen. Ging die Dynamik im revolutionären Umbruch von 1989 doch nicht von der kleinen Schar der Bürgerrechtler und Bürgerrechtlerinnen aus, sondern von der breiten Bevölkerung.

Detlef Pollack, Jahrgang 1955, gebürtig aus Weimar, lehrt Religionssoziologie an der Universität Münster. Nach seinem Studium und der Promotion in Leipzig habilitierte er sich an der soziologischen Fakultät in Bielefeld und hatte Professuren in Leipzig, Frankfurt/Oder und New York inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neben der Religionssoziologie die politische Kultur im wiedervereinigten Deutschland. Sein Buch „Das unzufriedene Volk“ ist im transcript Verlag erschienen.

Julia Boek, Jahrgang 1980, gebürtig von der Insel Rügen, ist Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin bei taz eins, das die ersten fünf Seiten der Tageszeitung verantwortet. Sie war vorher als Autorin für verschiedene Tageszeitungen und Magazine tätig und Chefredakteurin des unabhängigen Magazins für Alltagskultur "Der Wedding". Sie schreibt über Ostdeutschland, Postkolonialismus, Alltagskultur und das Berliner Großstadtleben.

Anregungen und Fragen zum neuen Format taz Talk nehmen wir gerne entgegen unter taztalk@taz.de.

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