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Des Marlboro-Mans neue Kleider

In einem millionenschweren Fall von Steuerhinterziehung muss sich seit Mittwoch ein 39 Jahre alter US-Bürger vor dem Bremer Landgericht verantworten. Er soll über die Häfen Hamburg, Bremerhaven und Antwerpen containerweise Zigaretten am Zoll vorbei gelenkt und dadurch rund 59 Millionen Mark Steuern hinterzogen haben, hieß es in der Anklageschrift beim Prozessauftakt vor der Wirtschaftsstrafkammer. Der Beschuldigte, der im Februar aus Zypern ausgeliefert wurde und seitdem in Untersuchungshaft sitzt, will vorerst keine Angaben zu den Vorwürfen machen.

Die Anklage geht davon aus, dass der in Prag geborene Mann Zigaretten in großen Mengen aufgekauft und über Zypern in die Europäische Union und die Tschechische Republik eingeführt hat. Auf gefälschten Papieren gab er dabei statt hoch zu verzollender Tabakwaren niedrig besteuerte Waren wie Kleidung oder Lebensmittel an.

Ungeklärt ist die Beteiligung weiterer Personen. Die Ladung mehrerer Zeugen aus Tschechien gestaltet sich nach Angaben des Gerichts schwierig. Die Verteidigung hat unterdessen die Einstellung des Verfahrens beantragt. Nach ihrer Auffassung ist die Anklage „mangelhaft“, da wesentliche Details zur Begründung der Vorwürfe fehlten, hieß es.

Die Verteidigung will für den weiteren Prozessablauf geklärt wissen, ob sich die Anschuldigungen auf „Einfuhr“ der Zigaretten in die EU beziehen oder ob nur eine „Durchfuhr“ auf dem Weg zu anderen Staaten gemeint ist. Die Staatsanwaltschaft kündigte dazu noch vor dem nächs-ten Verhandlungstag eine eigene Stellungnahme an.

dpa/Foto: Archiv

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