cdu wählt zeller : Derzeit der richtige Mann
Erste Kommentare sahen die CDU mit Joachim Zeller im Kiez versumpfen. Ein Bezirksbürgermeister, ein Mann des Ausgleichs, gewiss, auch fähig, über seinen Horizont zu schauen. Aber letztlich einer ohne die große Idee. Verpasst die Chance, mit dem weltläufiger daherkommenden Exsenator Peter Kurth bei Wählern Punkte zu machen. Verspielt angeblich alle Chancen, Rot-Rot 2006 abzulösen.
Kommentar von STEFAN ALBERTI
Auf den ersten Blick klingt das logisch. Hatten nicht die Meinungsforscher von Forsa jüngst erst ermittelt, dass unter den CDU-Wählern 34 Prozent Kurth an der Spitze wollten, nur 16 Prozent Zeller? Hatten nicht Unternehmer für den Exsenator getrommelt?
Alles richtig. Von Belang aber wäre das nur, wenn es derzeit für die Union darum ginge, bei den Berliner Wählern zu punkten. Diese 2,4 Millionen zu erreichen ist jedoch der Job von morgen. Heute – drei Jahre vor der Wahl – aber geht es um die 14.000 Mitglieder, bei denen zumindest die Funktionärsebene zerstrittener denn je ist. Bevor sich hier nicht die viel beschworene, aber Lichtjahre entfernte Geschlossenheit einstellt, braucht die Union gar nicht auf Wählerwerbung zu gehen. In der jetzigen Verfassung ist weder überzeugende Politik noch Wahlkampf zu machen.
Weil es also derzeit, wohlgemerkt: derzeit, darauf ankommt, intern zu befrieden, statt nach außen zu glänzen, ist Zeller die bessere Wahl als Kurth. Dass er ausgleichen kann, hat er in Mitte genug bewiesen. Und dass ihm der Rechtsausleger Wegner als Generalsekretär durchfiel, war zwar eine Klatsche, mittelfristig aber kann Zeller vor Glück sagen, dass er ihm abhanden gekommen ist. Ob Zeller als Spitzenkandidat taugt, ist völlig belanglos. Denn offen ist, ob tatsächlich der Landeschef oder der Fraktionsvorsitzende 2006 antritt – oder ob gar jemand von der Bundes-CDU. Für den kann der neue Chef, auf zwei Jahre gewählt, das Feld bereiten. Ein Kärrnerjob. Ein Job für Zeller.