: Der will nur spielen!
Michel Friedman verbeißt sich nicht mehr in seine Gäste, aber er talkt wieder im Free-TV: „Im Zweifel für …“ auf N 24 (Sonntag, 9.25 Uhr)
VON CHRISTIAN RATH
Weil er mit Kokain und illegalen Prostituierten erwischt worden war, musste er eine längere Sendepause einlegen. Jetzt moderiert Friedman – der Rechtsanwalt, der mit dem Gesetz in Konflikt kam – eine rechtspolitische Talkshow mit dem vieldeutigen Titel „Im Zweifel für …“. Zu sehen ist sie jeweils sonntagmorgens im Nachrichtensender N 24.
Anders als früher in der ARD ist Friedman micht mit einem Gast allein, sondern steht mit zwei Gesprächspartnern um ein Bistro-Tischchen. Auf den ersten Blick ist das für die Gäste gut. Denn Friedman kann sich nicht mehr so sehr in einen Gesprächspartner verbeißen. Andererseits zeigte sich Friedman bisher eher parteiisch. Einer von zwei Gästen muss sich deshalb gegen zwei Angreifer wehren.
Zur ersten Diskussionsrunde – Thema: religiöser Fundamentalismus – waren Bayerns Innenminister Günther Beckstein und der Grünen-Politiker Volker Beck eingeladen. Es fehlte ein Vertreter des Islam, obwohl fast ausschließlich über Muslime gesprochen wurde. Also musste Friedman, ehemals Vizepräsident im Zentralrat der Juden, gelegentlich aushelfen: „Ich wäre als Moslem außerordentlich irritiert, wie hier über meine Religion gesprochen wird“, attackierte Friedman – gemeinsam mit Beck – den CSU-Politiker Beckstein. Das Muster „Zwei gegen einen“ war in der folgenden Woche noch deutlicher. Hier war der Plastinator und Leichen-zur-Schau-Steller Gunther von Hagens zu Gast, und als Beistand hatte sich Friedman den Berliner Gefängnispfarrer Peter Vincens ins Studio geholt. Friedman und Vincens sahen die Menschenwürde verletzt, von Hagens gab sich als zu Unrecht angegriffener Volksaufklärer.
Die Talk-Reihe bietet konzentrierte Beiträge zur Meinungsbildung, durchaus niveauvoll und unterhaltsam. Nur die Themen wirken oft etwas abgestanden, weil „Im Zweifel für …“ bereits seit März im Pay-TV-Kanal 13th Street läuft und N 24 die Folgen lediglich wiederholt. Wenn man sie aber lange genug liegen lässt, werden sie bisweilen wieder aktuell: Am Sonntag diskutiert Friedman über den „Kampf gegen den Terror“.
Es ist wohl ein – bisher erfolgreicher – Akzeptanztest für Friedmans Rückkehr auf den TV-Schirm. Denn ab 7. Oktober bekommt der Frankfurter eine aktuelle Talkshow bei N 24 („Studio Friedman“), dann auch wieder mit Eins-zu-eins-Gesprächen.