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Archiv-Artikel

Der traurige Zustand der WASG KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER

Die Aufbruchstimmung ist verflogen. Bei der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) an diesem Wochenende im westfälischen Geseke-Eringerfeld herrschte gepflegte Langeweile. Unangenehme Überraschungen blieben der Parteispitze um Klaus Ernst erspart. Kein empörter Auszug der Unterlegenen, keine Wasserpistolen wie einst bei den Grünen in Neumünster. Erstaunlich für einen Bundesparteitag, bei dem es um eine Richtungsentscheidung ging.

Mit keiner großen, aber einer stabilen Mehrheit haben sich die „Realos“ in allen zentralen Fragen des „Parteibildungsprozesses“ durchgesetzt. Kritikern und Bremsern wurde eine klare Absage erteilt. Das ist besonders bemerkenswert, weil bei vielen an der Basis durchaus ein Murren deutlich vernehmbar ist.

Etliche WASGler haben ihre gehörigen Probleme damit, dass die angestrebte neue vereinigte Linke einfach durch einen kollektiven Beitritt zur Linkspartei realisiert werden soll und nicht durch eine tatsächliche – also auch juristische – Neugründung „auf Augenhöhe“. Trotzdem musste der Versuch scheitern, an diese Unzufriedenheit anzuknüpfen. Zum einen haben Klaus Ernst & Co. bei den Verhandlungen besonders strukturell erstaunlich viel gegenüber der weitaus größeren Ex-PDS herausgeholt. Entsprechend sahen die Delegierten in den Forderungen nach Nachverhandlungen nur den Versuch, das Projekt „Die Linke“ über die Hintertür doch noch zu verhindern. So war die Niederlage der „Fundis“ um die Berliner Trotzkistin Lucy Redler programmiert.

Die Delegierten wollen sich den angestrebten Zusammenschluss nicht mehr zerreden lassen. Sie glauben an die ihnen von Lafontaine verkündete „historische Aufgabe“ einer großen, starken Linken, die sie nicht an der eigenen Sturköpfigkeit scheitern lassen wollen. Aber sie wissen auch um die eigene Schwäche. Denn der Zustand der WASG ist jämmerlich: leere Kassen, stagnierende Mitgliederzahlen. Und trotz der „roten Lucy“ ist die Partei seit ihrer Gründung ein Männerclub geblieben: Gerade 2.726 der 11.901 Mitglieder sind weiblich. Für eine Organisation, die sich als links und emanzipatorisch versteht, ein trauriger Zustand.