Der taz FUTURZWEI-Fragebogen : Was hat Ihr Denken beeinflusst, Matthias Brandt?
Matthias Brandt ist Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, Buchautor, Fan von Werder Bremen. Und ein Sohn von Rut und Willy Brandt. Nun beantwortet er den taz FUTURZWEI-Fragebogen.

taz FUTURZWEI | Was hat Ihr Denken beeinflusst?
Der Freiheitswille und -glaube meiner Eltern und ihrer Emigrantenfreunde.
Wer hat Ihr Denken beeinflusst?
Siehe oben.
An welchem gefährlichen Gedanken denken Sie rum?
Wie ich wohl reagieren werde, wenn es so weitergeht wie jetzt gerade und wir in ein paar Jahren eine neofaschistische Regierung haben. Und daran, warum ich mir das eigentlich nie habe vorstellen können.
Welche Diskussion ist komplett festgefahren?
Die über Migration.
Matthias Brandt ist Schauspieler und Schriftsteller. Seine Ausbildung absolvierte er in Hannover, anschließende Stationen führten ihn über Oldenburg, Wiesbaden, Bochum an viele weitere Häuser. Darüber hinaus ist er im Fernsehen und Kino aktiv. Seine beiden Bücher Raumpatrouille und Blackbird sind bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Derzeit im Kino ist der Film Miroirs No. 3 zu sehen, in dem Brandt eine von vier Hauptrollen spielt.
Welche Position langweilt Sie?
Die, welche behauptet, es gäbe so etwas wie eine biologische oder ethnische Basis der deutschen Identität.
Welche drei Menschen der Zeitgeschichte würden sie zu einem Abendessen einladen wollen?
Die drei aus Hangover und den vierten dann auch noch dazu.
Wen finden Sie gut, obwohl Ihre Peergroup ihn oder sie blöd findet?
Cristiano Ronaldo.
Den taz FUTURZWEI-Fragebogen (with a little help from Max Frisch, Fischli/Weiss und NYT Book Review) gibt es neu in jedem Heft. Entdecken Sie taz FUTURZWEI im Abo.
Welche drei Bücher würden Sie als Deutschlehrer lesen lassen?
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser
Robert Walser: Der Gehülfe
Thomas Bernhard: Ein Kind
Welche Künstler/-innen sind auf der Höhe der entscheidenden Fragen?
Lange Antwort: Das ist eine reine Qualitätsfrage. Je gehaltvoller die Kunst, je inspirierter und origineller die Künstlerin, desto selbstverständlicher ist sie auf der Höhe der Zeit. Andererseits gibt es nichts Langweiligeres und Kunstfeindlicheres, als unbedingt auf der Höhe der Zeit sein zu wollen.
Kurze Antwort: Anton Pawlowitsch Tschechow. Immer.
Die überschätzteste Figur der Gegenwart überhaupt.
Taylor Swift.
Warum scheuen Linke den Humor?
Tun sie nicht, man denkt das nur, weil sie offener zweifeln als die Rechten.
taz FUTURZWEI, das Magazin für Zukunft – Ausgabe N°34: Zahlen des Grauens
Die weltweiten Ausgaben für Rüstung betragen 2700 Milliarden Dollar im Jahr, ein 270stel davon wird weltweit gegen Hunger investiert. Wir präsentieren Zahlen des Grauens und plädieren gerade deshalb für Orientierung an Fakten statt an Talkshow-Aufregern.
Mit: Matthias Brandt, Dana Giesecke, Maja Göpel, Wolf Lotter, Armin Nassehi, Sönke Neitzel, Katja Salamo und Harald Welzer.
Wissen Sie, was Sie hoffen?
Wenn ich hoffe, ja, sonst nicht. Ich bin jetzt öfter ohne Hoffnung als früher.
Findet Sie das Glück?
Manchmal. Ich musste allerdings nachhelfen und mich bemerkbar machen. Mich also wie Günter Netzer selbst einwechseln.
Wem wären Sie lieber nie begegnet?
Meinen Idolen.
Wann haben Sie aufgehört zu glauben, dass Sie klüger werden (oder glauben Sie es noch)?
Mit zwölf.
Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder nein?
Mir fehlt jeglicher Drang, anderen etwas zu befehlen.
Wenn Sie und alle, die Sie kennen, tot sind – interessiert Sie dann die Weiterexistenz der Menschheit noch?
Jetzt interessiert mich das. Aber ich glaube nicht daran, dass mich nach dem Tod noch etwas interessieren wird. Leider.
Lernen Sie von einer Liebesbeziehung für die nächste?
Das hört sich für mich irgendwie zu logisch an.
Worum geht es im Leben eigentlich?
Ums Weitermachen.
Gibt es zu viel des Guten?
Wenn jemand meint, besser als alle anderen zu wissen, was das ist, dann schon.
Es gibt nur Gangster oder Trottel. Was sind Sie dann?
Natürlich Trottel, was denn sonst? Leute, die sich selbst für Gangster halten, obwohl sie gar keine sind, sind ganz schön peinlich.
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