: Der „singende Zeigefinger“ kommt
Bremen (taz) – Schon zum zweiten Mal liest heute, Mittwoch, um 20 Uhr Kunze in der Buchhandlung Geist Am Wall, jener Heinz-Rudolf, der gern gesehener Gast auf der taz-Wahrheitsseite ist, speziell als punching-ball von Wiglaf D., spätestens seit er sich für eine Quote für deutsche Songs stark machte. Kunze ist klassischer Querdenker: Er engagierte sich für die Beibehaltung des „ß“ und bei „Bürger für Berti“ (Vogts). Kürzlich stellte er auf der Leipziger Buchmesse sein drittes Buch mit dem pfiffigen Titel „Klärwerk – Lieder, Texte 1998-2000“ vor. Obwohl er sich redliche Mühe zur Provokation gibt (das letzte Buch hieß „Heimatfront“), klebt an ihm der Ruf eines „singenden Zeigefingers“. Dabei gibt es sehr schöne Stellen in seinen aktuellen Texten: „Der ägyptischen Kontur der Fernsehansagerin/gehst du mit der Zungenspitze nach.“ oder: „Eric Clapton sieht heutzutage aus wie ein Frauenarzt, was er in gewisser Weise auch ist.“ Aber das Möchtegern-Existenzialistentum kann der gern schwarz Gekleidete schwer abstreifen. In einem Interview in der „Welt“ sprach er nicht ohne Selbstbewusstsein über „meine in Deutschland einmalige Art zu formulieren“: „Ich bin ein Arno Schmidt.“ Seine stirnrunzlige Art nennt er dort „Wertkonservativismus“ und bekennt: „Ich schätze Botho Strauß.“ Na dann.
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