: Der richtige Beton am richtigen Ort
■ Ökologisch bauen mit ungeliebtem Stoff / Beton praktisch „wie Fichtenholz“
„Mit Beton kann man alles machen“. Dr. Jörg Brandt muß es wissen. Gestern war er für den Bundesverband der Deutschen Zementindustrie in Bremen und hat die Betoningenieure des Weser-Ems-Kreises über „ökologisches Bauen mit Beton“ aufgeklärt. „Es gibt viele Vorurteile über Beton“, sagt Brandt und bedauert dies schwer. Schier unausrottbar seien die Behauptungen. Gebäude aus Beton seien naß und kalt, erforderten viel Heizenergie, die Wände seien nicht atmungsaktiv und zudem radioaktiv belastet.
Der Bundesverband leistet sich daher in der Zentrale in Köln eine Forschungsgruppe. Die WissenschaftlerInnen untersuchen tagtäglich die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Zement und Beton, die Auswirkungen des Baustoffes auf den Menschen. „Wir betreiben da richtig Grundlagenforschung“, sagt Bauberater Klose aus Hamburg. Dort berät der Betonfachmann BauingenieurInnen und ArchitektInnen über den „richtigen Beton am richtigen Ort“. Die ForscherInnen in Köln müssen selbst die Prüfverfahren noch entwickeln, die Meßergebnisse können nur mit den Werten vergleichbarer Baustoffe verglichen werden. Gesetzliche Grenzwerte für Beton gibt es nicht.
Aber die Ergebnisse wider die Vorurteile können sich sehen lassen. Durch Kammern und Schlitze in Betonsteinen oder Lufteinschlüße im Beton ließen sich „die gleichen Wärmeschutzwerte wie für Fichtenholz“ erreichen. Außerdem könne auf Beton jede Art von Estrich aufgebracht werden und so den Wärme- und Schallschutz erfüllen. Das „radioaktive Edelgas“ Radon komme vorwiegend aus dem Erdreich in unsere Behausungen, nicht aus aus den Betonwänden. Die würden im Gegenteil vor den Strahlungen aus der Erde schützen.
Beton und seine Lobby bieten aber noch mehr ökologische Überraschungen. Die Staubemissionen der rund sechzig Zementwerke in Deutschland sind in den letzten zwanzig Jahren gen Null zurückgegangen. Auch der Energieeinsatz bei der Herstellung konnte um fast zweidrittel gesenkt werden. Mehr sei auch nicht mehr drin. Und wiederverwerten läßt sich Beton auch noch. Zerkleinert und gemahlen kann der Altstoff unter frischen Beton gemischt werden. So geschehen auf der A 27 von Bremen nach Hannover. fok
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