■ Die Anderen: Der "Corriere della Sera" aus Mailand kommentiert die britische Entscheidung den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet an Spanien auszuliefern / "Liberation" aus Paris meint dazu
Der „Corriere della Sera“ aus Mailand kommentiert die britische Entscheidung, den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet an Spanien auszuliefern: Wieviel ist die internationale Immunität eines blutrünstigen Ex-Tyrannen wert, der in einem demokratischen Staat zum Senator geworden ist? Der britische Innenminister Jack Straw hat am Mittwoch eine ganz klare Antwort gegeben: Überhaupt nichts mehr. Die Realpolitik mußte vor dem Verlangen der Humanität zurückweichen, die das Schutzschild der staatlichen Souveränität zerstörte und deutlich gemacht hat, daß schrecklichste Verbrechen auch im Ausland im Sinne des internationalen Rechts juristisch verfolgt werden können.
„Libération“ aus Paris meint dazu: Nachdem die Labour-Basis seit Wochen eine Kampagne für die Verurteilung Pinochets geführt hatte, konnte Außenminister Jack Straw schwerlich einen Mann davonkommen lassen, der für die europäische Linke das Symbol des Bösen darstellt. Mehr als 150 Labour-Abgeordnete hatten eine Petition an Jack Straw gerichtet und gefordert, Pinochet nicht nach Chile zurückzuschicken. Die Entscheidung Straws, am Vorabend des 50. Geburtstages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gefällt, bestätigt eine spektakuläre Entwicklung des internationalen Rechts: Eine Regierung, die sich einer ethischen Diplomatie verpflichtet fühlt, kann nicht außen vor bleiben.
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