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■ Der neue deutsche Wurst-Botschafter stellt sich vor:„Man muß schon tolerant sein“

Der Europarlamentarier Honor Funk und Edmund Stoiber haben eines gemeinsam: Stoiber war schon deutscher Wurst-Botschafter, Honor Funk wurde just zu selbigem gekürt.

taz: Sie wurden zum deutschen Botschafter in Sachen „Wurst“ gekürt. Reisen Sie fortan mit Leber-, Fleisch- und Blutwurst im Aktenkoffer durch Europa? Oder wie will Honor Funk die deutsche Wurst-Botschaft an den Mann bringen?

Honor Funk: Diesen Titel verleiht das deutsche Fleischermuseum in Böblingen an Personen, die sich inbesondere für das Metzgereigewerbe eingesetzt haben. In den Verhandlungen um die Fleischhygiene- und die Fleischerzeugnisrichtlinien im Europaparlament, die sehr stark auf Großbetriebe zugeschnitten waren, habe ich mich für diesen typischem Mittelstand stark gemacht – mit Erfolg: diese Richtlinien sind abgeändert worden; die kleinen, handwerklich arbeitenden Metzgereibetriebe können weiterhin bestehen. Ich werde natürlich nicht ein T-Shirt mit dem Slogan „Eßt mehr Wurst!“ anziehen. Die Wurstproduzenten wollen eben eine Person nach außen sichtbar machen, die sich für deren Belange einsetzt – etwa als Fürsprecher einer unverfälschten, aus Fleisch bestehenden Wurst.

Sprich: als Gegner etwa einer Sojawurst?

So ist es. Sojaprodukte soll jeder, der das wünscht, zu sich nehmen können. Aber man sollte die Dinge nicht mischen, weil durch den preisgünstigen Fleischersatz die Wurst kaum kontrollierbar verfälscht wird.

Was kann sich Metzger Müller von Ihrer Arbeit als Wurstbotschafter versprechen?

Ich werde ein Anwalt dieses Berufsstandes sein, der die speziellen Probleme der Metzger im Parlament vorträgt. Wenn ich das sehr fachkundig betreibe, habe ich eigentlich schon eine ganz gute Breitenwirkung erzielt, denn das Parlament hat den Vorschlägen auch zugestimmt.

Treten Sie mit Ihrem Amt nicht beispielsweise mit den Käselobbyisten in Konflikt?

Ich bin ja auch ein Freund von Käse. Wer von den Menschen erwartet, daß sie über Gebühr Fleisch und Wurst essen, der kann damit auch nachteilige Wirkungen erzeugen. Eigentlich verstehe ich mich als Verfechter der guten, sauberen Wurst, aber meine Einstellung richtet sich nicht gegen andere Produkte.

Deutsche Wurst und deutscher Käse sozusagen vereint auf des Europäers Vesperteller?

Genau. Die Produkte sollten sich ergänzen. Es wäre einseitig, würde der Mensch nur Wurst zu sich nehmen. Die Metzger haben das längst erkannt und bieten zur Wurst noch Käse an.

Welchen Standpunkt vertritt ein Wurstbotschafter gegenüber Vegetariern?

Ich bin zum Beispiel notorischer Nichtraucher, aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, einen Raucher deshalb zu verurteilen. Man muß schon tolerant gegenüber anderen sein, auch gegenüber Vegetariern. Interview: Thilo Knott

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