: Der malade Landesvater
Dieses Szenario erinnert an die Ereignisse von 2006: Matthias Platzeck bricht zusammen. Nach zwei Hörstürzen erleidet der 52-Jährige einen Nervenzusammenbruch und gibt auf. Dreieinhalb Monate zuvor war Brandenburgs Ministerpräsident zum SPD-Vorsitzenden gewählt worden. Mit 99,4 Prozent hatte die Partei den Ostdeutschen ganz nach vorne gestellt. Matthias Platzeck, der Hoffnungsträger, sollte bei der Bundestagswahl 2009 Angela Merkels Herausforderer werden.
Daraus wurde nichts. Platzeck zog sich nach seiner Erkrankung nach Brandenburg zurück. Er ist dort bis heute Regierungschef und SPD-Landesvorsitzender und seit Januar auch noch Aufsichtsratsvorsitzender für den Krisenflughafen BER. Und nun ist er wieder krank: Schlaganfall.
Platzeck, der im Dezember 60 wird, gilt seit Jahren als malade. Bei den BER-Aufsichtsratssitzungen fehlte er zuletzt öfters, im April sagte er eine Israelreise ab. Und als er kürzlich mit einer Gesichtsverletzung auftrat, sprach er von einem Joggingunfall. Beobachter mutmaßten, der Regierungschef sei – ähnlich wie 2006 – am Rande seiner Kräfte.
Platzeck ist ein beliebter Ministerpräsident. Das liegt an seinem zugewandten Auftreten, seiner Prinzipienfestigkeit und seinem Humor. 1953 wurde er in Potsdam geboren, wo er noch heute mit seiner zweiten Frau lebt. Nach Schule und NVA-Zeit studierte der Sohn einer medizinisch-technischen Assistentin und eines Arztes Kybernetik.
Durch seinen späteren Job als Umwelthygieniker wurde er zum Ökoaktivisten. Über eine Potsdamer Bürgerinitiative kam er in der Wendezeit in die Politik. Nach einigen Umwegen landete er bei den Grünen. 1995 wechselte er zur Brandenburger SPD und machte dort zügig Karriere. Im Jahr 2000 wurde er Landesvorsitzender, zwei Jahre später folgte er Manfred Stolpe ins Amt des Ministerpräsidenten.
Elf Jahre ist das nun her. Nächstes Jahr sind Landtagswahlen in Brandenburg – Matthias Platzeck hat vor Monaten angekündigt, erneut als Spitzenkandidat antreten zu wollen. Ab Samstag hat er drei Wochen Urlaub. Zeit, mit seiner Frau und den Töchtern Familienrat zu halten. ANJA MAIER
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