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Der grüne Globalisierer

Bob Brown will als Gastgeber der ersten Weltkonferenz grüner Parteien diese selbst globalisieren

von CORINA JÜRGENSEN

„Die wirtschaftliche Globalisierung und die Politik der Großkonzerne haben ein Demokratiedefizit hinterlassen, das mit anhaltender Umweltzerstörung, einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und der Missachtung von Menschenrechten einhergeht. Wir Grünen sind die einzige Alternative zum unbegrenzten Laisser-faire-Kapitalismus der alten Parteien“, meint Australiens grüner Senator Bob Brown. Zwar glaubt der schüchtern wirkende und wenig charismatische Politiker auch an die Marktwirtschaft, aber diese müsse eben demokratisch kontrolliert werden, um jedem eine faire Chance zu bieten.

Der Globalisierung der Konzerne setzt der 56-jährige Politiker jetzt die Globalisierung der grünen Parteien und Bewegungen entgegen, die er zu Ostern zur ersten „Global Greens Conference“ in die australische Hauptstadt Canberra einlud.

„Ich habe zehn Jahre wegen der Bedrohung durch Nuklearwaffen und weltweiten Menschenrechtsverletzungen in Depression verbracht“, sagt Brown. Doch jetzt gebe es für ihn eine neue Welle von sozialem und umweltpolitischem Denken. Die vielen jungen ökologischen Bewegungen in Südostasien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa drückten dies deutlich aus und würden langfristig zum politischen Wechsel führen, meint die Schlüsselfigur der australischen Grünen optimistisch.

Der frühere Mediziner sitzt seit 1996 als erster und einziger grüner Senator im australischen Oberhaus. Brown, der sich selbst als Hardliner der Grünen bezeichnet, wird von der Basis wegen seiner natürlichen, kompromisslosen Art verehrt. Seine politische Karriere begann im Bundesstaat Tasmanien, dem Ursprungsort der grünen Bewegung. Hier wurde 1972 die erste grüne Partei der Welt gegründet. 1983 zog Brown als erster australischer Grüner ins tasmanische Landesparlament ein. Direkt saß er wegen einer Dammblockade am Franklin River in Tasmanien mit hunderten anderen für neunzehn Tage im Gefängnis.

In den 80er-Jahren bekannte sich Brown öffentlich zu seiner Homosexualität. Seine Passion galt stets dem Umweltschutz, besonders dem Erhalt der tasmanischen Wälder. Er kämpft aber auch für eine Bildungs- und Gesundheitsreform, für die Rechte der Homosexuellen und die Aussöhnung mit den Aborigines. 1992 war er Mitbegründer der Bundespartei The Greens. Die konnte in den letzten Regionalwahlen deutlich zulegen und erhofft sich von den zum Jahresende anstehenden Wahlen auf Bundesebene den Durchbruch.

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