piwik no script img

Der gläserne Patient

■ Datenschützer gegen Krankenchip: „Kontrolle der Versicherten möglich“

Der Bremer Landesbeauftragte für den Datenschutz, Stefan Walz, hat erhebliche Bedenken gegen die Einführung der Krankenversichertenkarte (KVK) geäußert. Die Karte soll im Bundesland Bremen vom 1. Oktober 1994 an eingeführt werden. Walz erklärte am Montag vor Journalisten, damit würden die Krankenkassen „technisch zur Kontrolle ihrer Versicherten instandgesetzt“.

Zwar solle die Karte zunächst nur den Krankenschein ersetzen und ausschließlich verwaltungstechnische Daten speichern, sagte Walz. Die mit einem Chip ausgerüstete Karte mache aber nach Rationalisierungskriterien erst dann Sinn, wenn auf ihr auch Gesundheitsdaten des Patienten gespeichert würden. Er wertete die KVK als „Einstieg in die Gesundheitskarte“.

Die Gesundheitskarte berge die Gefahr einer „Verselbständigung der Daten“. Sie spiegele „einen scheinbar objektiven Gesundheitszustand wider“ und steigere die „Datengläubigkeit“ der Versicherten. Die Krankenversicherungen hätten mit einer solchen Karte die Möglichkeit, den Lebenstil ihrer Patienten zu kontrollieren und durch flexible Beitragsmodelle zu belohnen oder zu bestrafen. Walz warnte außerdem vor einer Verschlechterung des Verhältnisses Arzt und Patient, das durch die Gesundheitskarte weiter „automatisiert“ werde. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen