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Der formale Teil der Genoversammlung Tenhagen verabschiedet sich

Was am Vormittag geschah: Wechsel im Aufsichtsrat, im Kuratorium und Infos zur Seitenwende.

Hermann-Josef Tenhagen nimmt nach 21 Jahren seinen Abschied vom Aufsichtsrat der taz Foto: Sonia Dipi

Die taz hat ein neues Mitglied im Aufsichtsrat: Tolgay Azman, 35 Jahre, gebürtiger Berliner. Er war Redaktionsleiter von Business Punk und Teil der Chefredaktion von stern.de. In den vergangenen fünf Jahren gründete Tolgay eine Pod­cast-Agentur und eine Kommunikationsberatung.

Für ihn ist die persönliche Identifikation mit der taz zentral, um künftig noch mehr neue Le­se­r:in­nen zu gewinnen. Dürfte er sich ein Thema für eine Sonderausgabe wünschen, würde er sie „dem miteinander-statt-übereinander-reden“ widmen.

Tolgay wurde im vierten Wahlgang gewählt. Er setzte sich knapp gegen Lisa Jaspers und Malte Kreutzfeldt durch.

Wie er nach seiner Wahl feststellen konnte, tritt Tolgay in große Fußstapfen. Denn nach 21 Jahren verlässt Hermann-Josef Tenhagen den Aufsichtsrat. Er begann seine Laufbahn bei der taz Anfang der 1990er Jahre als Umweltredakteur, gründete das Ressort „Wirtschaft und Umwelt“ mit, wurde dessen Leiter und später stellvertretender Chefredakteur.

Wenn nötig, auf die Zehen treten

Für seine langjährige Arbeit dankten ihm Chefredakteurin Ulrike Winkelmann und Thomas Purps, Controller der taz, in persönlichen Ansprachen sowie zahlreiche Personen aus dem taz-Universum in einer Videobotschaft. Hermann erhielt ein letztes taz-Rad und einen Hoodie mit einem Zitat von ihm: „Sagt mir, wem ich da mal auf die Zehen treten soll!“ Er versprach: „Wenn es der taz dient, mache ich das in Zukunft auch weiter noch!“

Jens Pohlmann, seit sechs Jahren im Aufsichtsrat, wurde für drei Jahre wieder gewählt. Christian Jungeblodt und Bernhard Ubbenhorst wurden als Mitglieder auf unbestimmte Zeit ins Kuratorium der taz Panter Stiftung gewählt.

Zeitweise waren beim formellen Teil über 900 Ge­nos­s:in­nen dabei, mehrere Hundert online zugeschaltet. Im Chat sendeten sie Grüße aus Genua, Schweden und Island in den Festsaal Kreuzberg. Dort führte Gereon Asmuth durch den Tag und brachte die Aussprachen der digital Teilnehmenden ein.

Derzeit finanziell gut aufgestellt

Geschäftsführer Andreas Marggraf erklärte, die taz sei derzeit finanziell gut aufgestellt. 2024 konnten 1.308 neue Ge­nos­s:in­nen gewonnen werden, das buchmäßige Eigenkapital belief sich im selben Jahr auf knapp 25 Millionen Euro.

Während tägliche Print-Abos kontinuierlich zurückgehen und bei etwa 14.000 liegen, verzeichnen die Zukunfts-Abos deutliche Zuwächse. Deren Zahl ist im Laufe des vorigen Jahres auf mittlerweile 14.000 Digital-Abos, 14.000 wochentaz-Abos und 5.000 Kombi-Abos angewachsen. Tendenz steigend.

Ein Riesenerfolg

Hinzu kommen 45.000 Menschen bei taz zahl ich, dem freiwilligen Zahlmodell zur Unterstützung des freien Zugangs auf taz.de. Jens Pohlmann nannte letzteres einen „Riesenerfolg“.

Erklärtes Ziel ist es, bis zur Einstellung der gedruckten taz unter der Woche in diesem Oktober (der Seitenwende) 70 Prozent der täglichen Print-Abos in Zukunfts-Abos umzuwandeln, um weiterhin positive Jahresergebnisse erzielen zu können Als vorsichtige Kaufleute habe man aber auch ein Worst-case-Szenario berechnet, bei dem nur 40 Prozent umgewandelt werden.

Die dadurch entstehenden Defizite könnten aber durch Rücklagen und das Einwerben neuer Zukunfts-Abos und taz-Unterstützer:innen ausgeglichen werden. Schon jetzt gebe es die Zusage von 7.000 Abon­nen­t:in­nen (50 Prozent), auch nach der Seitenwende mit einem Zukunfts-Abo dabei zu bleiben.

Durch die Seitenwende fallen Aufgaben im Umfang von zwei bis drei Stellen in Vertrieb und Layout weg. Geschäftsführerin Aline Lüllmann betonte jedoch, dass die Mitarbeitenden andere Aufgaben übernehmen und bei der taz bleiben werden.

Die Sanierung des alten Verlagshauses in der Rudi-Dutschke-Straße ist fast abgeschlossen, sodass hier in Zukunft höhere Mieteinnahmen zur Finanzierung des taz-Journalismus erzielt werden können.