Der erste Tag :
Tusch! Heute werden in Berlin leibhaftig die Rolling Stones Jagger, Richards, Wood und Watts einfahren, um gemeinsam mit Martin Scorsese die Weltpremiere von dessen Stones-Konzertfilm „Shine A Light“ über die Bühne zu bringen. Der Film wird außer Konkurrenz gezeigt – so paradiert es sich bei einem Wettbewerb wie der Berlinale ja eigentlich am schönsten!
Auch ansonsten zeigt sich die Berlinale in diesem Jahr per Schwerpunktlegung stark musikinteressiert: Neben Dokumentationen über Heavy Metal in Bagdad, argentinische Tangogrößen, den New Yorker Cello-Avantgardisten und Disco-Produzenten Arthur Russell, die Berliner Philharmoniker oder afrikanische Hiphopper gibt es deswegen vor allem: Stars, Stars, Stars! Punkpionierin und Mapplethorpe-Freundin Patti Smith kommt, um „Dream of Life“, ein Biopic über sich selbst, zu präsentieren, Neil Young zeigt seine Tournee-Doku „CSNY Déjà Vu“. Madonna hingegen, berühmteste Popsängerin der Welt, tritt statt als Musikerin als Regiedebütantin in Erscheinung. Als Schauspielerin gefürchtet – jeder, der „Stürmische Liebe – Swept Away“ gesehen hat, wird das bestätigen können, ein absolutes Machwerk, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Guy Richie verbrochen hat, so schlecht, dass er noch nicht mal gut ist –, zieht sie sich nun also hinter die Kamera zurück. In ihrem Film „Filth And Wisdom“ (Panorama) spielt aber folgerichtig ein anderer Musiker, genauer: Eugene Hütz, Chef der Gypsy-Punks Gogol Bordello, die Hauptrolle. Seine Aufgabe: weiße Feinripphemdchen und Pornoschnauzer tragen und als SM-Stricher ein bisschen herumhuren. Aber Hütz steuert natürlich auch einige Songs zum Soundtrack des Films bei – und so wird auch „Filth and Wisdom“ irgendwie wieder ein Musikfilm.