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Der abgeschlossene RomanZwergenschmied

■ Wir erzählen dort weiter, wo der Klappentext endet. Heute: Tolpan labert

Niemand hat noch Zeit, ein Buch zu lesen. Selbst Bibliophile kommen selten über den Klappentext hinaus. Wir schaffen Abhilfe. Und erzählen dort weiter, wo der Klappentext aufhört.

Eigentlich könnte sich Flint, der Zwergenschmied, freuen. Denn in Solace herrscht Ruhe und Frieden, nicht zuletzt, weil Tolpan Barfuß, der nervenraubende Kender, der ununterbrochen Geschichten erzählt und alle möglichen Dinge in seinem Beutel verschwinden lässt, auf Reisen ist. Doch als Tolpan und seine Freunde mehr als zwei Monate überfällig sind, beginnt Flint, sich Sorgen zu machen. Denn er weiß, dass der Kender den unwiderstehlichen Drang hat, sich immer wieder auf gefährliche Abenteuer einzulassen. Und eines Tages könnte es sein letztes sein ...

Eines Tages war es dann sein letztes, und der nervenraubende Kender fiel Sven Haumichtot, dem Leichenschnitzer, zum Opfer. Nur sein Beutel fand noch den Weg zum Zwergenschmied. Flint grämt sich fürchterlich und hämmert sich einen Zwerg, der sich gewaschen hat. Er nennt ihn Joghurt Kultur, den ewig Linksdrehenden, steckt ihn in den Wunderbeutel, und weg war er. Warum auch nicht.

In Solace herrschen mittlerweile trostlose Zustände. Die fiesen Hornhautrubbler haben die Macht übernommen. Die ehemals schöne Stadt am Ufer jenes Sees, in dessen trüben Wassern einst Helmut der Kohlkopf schwarze Kassen versenkte, ist übersät mit widerlichen Hautschuppen. Flint ist verzweifelt, sein Beutel ist auch schon voll und sein zahnsteingeplagter Gefährte Gutlund, Sohn des nervenraubenden Kender, sabbelt ihn ununterbrochen mit Fantasygeschichten zu. Das war zu viel. Der Zwergenschmied gab Vorn-rund-griff-lang-ur, den Löffel, ab. Eine traurige Geschichte. zott

Der Klappentext stammt vom Roman „Der Zauber des Dunkels“ von Tina Daniell, Goldmann 1996, 12,90 Mark

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