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Der ZK-Sekretär und seine Rede

Am 25. Februar 1956, drei Jahre nach Stalins Tod, hält der Generalsekretär der KPdSU, Nikita Chruschtschow, in einer geschlossenen Sitzung seine Rede über die Verbrechen in der Stalinzeit. Der Vortrag basiert auf Ergebnissen einer Kommission, die die Verurteilungen von Mitgliedern des Politbüros und anderen sowjetischen Staatsbürgern in der Zeit von 1935 bis 1940 untersuchen sollte.

Zum ersten Mal werden hier der Personenkult um Stalin und dessen Verantwortung für die Massenrepressionen in den 30er Jahren angeprangert. Was den heimischen Parteiorganisationen sowie den Parteien der „Bruderländer“ nur in kleinen Dosen verabreicht werden sollte, blieb nicht lange geheim. Über Warschau gelangt ein Kopie der Rede in die USA, wo sie am 4. Juni 1956 in der New York Times veröffentlicht wird. Zwei Tage später druckt Le Monde den Text ab. In der Sowjetunion selbst wird die Rede erstmals 1989 in der Iswestija in vollem Wortlaut abgedruckt. Die Geheimrede markiert in der Sowjetunion den Beginn einer Entstalinisierung. Diese Periode war zwar nur kurz. Trotzdem hat diese Rede die Auseinandersetzung mit Stalin und dem Stalinismus sowohl in der Sowjetunion selbst als auch in anderen kommunistischen Staaten nachhaltig beeinflußt. 40 Jahre danach sind immer noch nicht alle Geheimnisse um Chruschtschows Rede gelüftet. Wer gab den Anstoß, wie verlief die Vorbereitung? Mit Hilfe von neuem Archivmaterial sind Wissenschaftler der Beantwortung dieser Frage ein Stück näher gekommen.

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