: Der Trend zur Hetero-Affäre in der Lesbenmitte
■ Her mit den Schubladen! Plädoyer für den Wiederaufbau von Tabuzonen
Während der Lesbo-Chic in den Medien weitere Wellen schlägt und die Modezeitschriften mit sapphischen Modellen wirksam werben, subt im lesbischen Untergrund längst ein neuer Sog. Vermutet haben wir es ja schon immer, im privaten Rahmen wurde es auch manches Mal diskutiert, heimlich und sicher auch praktiziert. Jetzt aber gibt es fast ein öffentliches Bekenntnis mit Demonstrationscharakter: „Ich habe einen Mann gefickt!“
Was ehemals auf feindlichen HeTerritorien betrieben werden mußte, um der lesbischen Geheimpolizei und den folgenden Bestrafungen für nicht PC-Verhalten (politically correct) zu entgehen wie zum Beispiel Ausstoß, Verbannung, trauen sich in den 90ern Lesben laut und „proud“ zu sagen.
Was ist geschehen? Was bringt diese Delinquentinnen, Mutterbrustverräterinnen, Überläuferinnen dazu, derart arrogant und impertinent ihr Delikt auch noch zu verlesben? Steht uns eine neue Cox-Runde ins queere Haus? Wie viele interne Tabus werden noch gebrochen?
Wo doch gerade die „Ketzerinnen“ Rückbesinnung auf lesbische Werte und natürlich andere Sexualität fordern, gegen die hemmungslos ausgelebten Körperlichkeiten einer Susie Sexpert und anderer Konsortinnen wettern, die zum Teil ja unbewußt patriarchal, sexistisch und heterozentristisch nur die ausbeuterische Sex-Opfer- Industrie unterstützen!
Und nun deklarieren einige Lesben im Zuge dieses Sexzesses auch noch eine Hetero-Phase, als wäre das vergleichbar mit einer Periode, die kommt und vorübergeht. Angetrieben von dem unsagbaren Bedürfnis, mal wieder oder überhaupt mal „vergleichsweise“ ein männliches Teil auch noch an einem männlichen Körper zu „probieren“. Aus Beziehungsfrust oder weil sie gar nicht wissen, wie das ist, oder angeblich, weil sie ein „nettes“ Einzelexemplar kennengelernt haben, eher androgyn, der auch weibliche Seiten zuläßt.
Sie finden Lesbischsein wie ein Kondom
Wenn das mal nicht die übliche Schönfärberei für so 'n richtigen Rambo ist, denn wo wollen die denn in den heutigen Zeiten so ein sensibles Modell finden, wenn nicht gar als (schwulen) Callboy? So weit kommt's dann auch noch. Was dann den Mackern wieder beweist, daß Lesben doch nur so richtig durchgevögelt werden wollen müssen.
Da spielt es doch keine Rolle, welche Rolle die Lesben dann dabei einnehmen oder ob diese das bewußt inszeniert haben! Ficken die denn überhaupt nicht mehr politisch, nur noch hirnlos? Falsch verstandenes, männlich infiltriertes Lustprinzip macht sich breit, die Jungs werden sich freuen.
Wurden früher solche Abartigkeiten wenigstens in der schwul- lesbischen Gemeinde abgehandelt, wo Lesben mit Schwulen und umgekehrt sexten (die Attraktion von sogenannten schwulen, männlichen Lesben auf Schwule ist ja nun schon bekannt, aber es blieb doch in der „Community“), überschreitet diese neue unpolitische Fraktion jegliche Minderheiten- Grenzen.
Auf dem Hintergrund der ansteigenden Aids-Infektionen unter Frauen gleicht das Ganze einer „fatal attraction“. Den neusten Untersuchungen aus den USA zufolge hatten 40 Prozent auch noch ungeschützten Verkehr mit dieser anderen Gattung Mensch und 60 Prozent unpatentierte Oral-Geschichten!
Diese Damen definieren ihr Lesbischsein scheinbar synonym mit einem Kondom, meinen also, sie wären qua Nationalität immun, bräuchten keinen Schutz. Und nicht nur das! Durch diese sapphischen Wellen versuchen ja auch noch die straightesten Heten, möglichst lesbisch auszusehen, stranden eben mal an unseren Ufern und schwemmen weiß der männliche Gott was an! Eine Lösung wäre der Wiederaufbau der alten Tabuzonen, strikte Mauerbildung zwischen Heteros und Heteras, Schwulen und Lesben, getrennte Verkehrsführung unter Politessenaufsicht. Diese orientierungslosen Bisexuellen und andere perverse Transitfahrende müssen sich endlich entscheiden müssen und nicht mit uns auf allen „Queer Parties“ tanzen. Dann wäre so ein ein viruelles Dilemma gar nicht entstanden!
Für uns hat diese Entwicklung ganz klare Sicherheitsfolgen: Ohne Safer Sex geht nichts mehr, denn frau weiß ja wirklich nicht mehr, welche Sexkapaden noch so kommen. Berechnen läßt sich da heute scheinbar nichts mehr. Aus dem (Ver-)Stand schon gar nicht. Marc Glover
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