piwik no script img

Der Traum eines Alten!

Mir träumte, daß jetzt durch die neue Regierung endlich etwas für uns Alte getan wird. Die Abgeordneten waren sich alle einig: „Das Erste, was wir anpacken, ist für unsere Alten etwas zu tun. Sie haben es sich als Erste verdient, daß wir etwas für sie tun, und zwar ganz schnell.“

Und so wurde beschlossen, daß alle Bauarbeiter, die nach Berlin abkommandiert wurden, in ihren Heimatorten sofort rangehen, schöne altersgerechte Heime zu bauen. Sofort mit dem Abriß der Mauer aufhören, keine Umbenennung von Städten und Straßen mehr im Moment. Es wurde sogar beschlossen, daß erst Altersheime gebaut werden statt Kirchen, und Ruinen sollte man stehen lassen oder abreißen. Und alle Anordnungen über irgendwelche Kurjosien wie Staatswappenabriß und so weiter werden zurückgenommen, um zügig mit dem Bau von Altersheimen und Kliniken voran zu kommen.

Sogar für die Altwerdenden wird vorgesorgt, daß sie sich auf das Altwerden freuen können und keine Angst haben brauchen, was aus ihnen wird. Alle Altersheime werden modernisiert und renoviert und eine schöne Umwelt geschaffen, um den Lebensabend zu genießen. Wir haben zwar ein Leben dafür schon geschuftet und hofften immer, daß sich was tut, aber es war ein Trugschluß. Soll ich weiter träumen? (...)

Auf das Altern sollte man sich freuen und nicht Angst haben davor!

M.Noack, Görlitz/DDR

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen