Der Specht der Woche: Henkel mit Blaulicht
Christian Specht, 47, ist politisch engagiert und unter anderem Mitglied im Behindertenbeirat in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg sowie im Berliner Rat der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild der Woche.
In dieser Woche habe ich das besetzte Haus in der Rigaer Straße gemalt. Wenn Demos sind, sieht man dort immer Raketen vom Dach fliegen. Rechts davon befindet sich der Berliner Innensenator Frank Henkel, mit Blaulicht auf dem Kopf. Er trägt die Aufschrift „Polizei“, weil er mit der so eng zusammen arbeitet.
Ich kenne Leute, die dort wohnen. Die sagen, dass der Polizeieinsatz völlig übertrieben war. Die haben jeden kontrolliert, der da durchwollte. Was das für ein Geld kostet! Warum konnte man denn nicht erst mal über die Sache reden, anstatt gleich ein Polizeiaufgebot dort hinzuschicken? So ist der Streit natürlich gleich eskaliert.
Das lief ja im Juni schon ähnlich ab, als die illegale Kneipe geräumt werden sollte, die sich in dem Haus befindet. Da wurde auch gleich auf Eskalation gesetzt. Ich glaube ja, dass das alles hätte verhindert werden können, wenn man sich schon viel eher mal in Ruhe zusammengesetzt hätte.
Die Bewohner fordern jetzt einen Runden Tisch, an dem alle Beteiligten teilnehmen. Ich unterstütze diese Forderung. Das geht aber nur, wenn man das ohne Henkel macht, mit dem kann man nämlich nicht verhandeln. Eine neutrale Person sollte den Runden Tisch leiten und versuchen, den Streit zu schlichten. Annika Glunz
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