Der Specht der Woche : Du bist noch nicht drüben
■ Christian Specht, 44, ist in allen linken Parteien und Szenen Berlins aktiv und einer ihrer kenntnisreichsten Beobachter. Er engagiert sich unter anderem in der LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik der Linkspartei und hat ein Büro in der taz. Christian kann nicht lesen und schreiben, er zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild der Woche.
In meinem Bild geht es um die Kochstraße, um die Fußgängerampel an der Kreuzung mit der Friedrichstraße, die gefährlich ist. Die Kreuzung liegt fast vor der taz. Am Montag hat ein LKW beim Abbiegen eine Radfahrerin mitgeschleift. Der Fahrer war danach auch total unter Schock.
Die Radfahrerin habe ich nicht gesehen. Es war alles abgesperrt. Der Bus ist nicht mehr weitergefahren und bei Springer stand ein ADAC-Hubschrauber. Vor kurzem gab es schon einen Unfall – auch mit einem LKW. Das Problem bei der Ampel: Du bist noch nicht drüben, da schaltet sie schon auf Rot.
Radfahren in Berlin ist gefährlich. Manche haben dabei Kopfhörer auf, manche Leute telefonieren und gucken nicht. Aber manchmal haben auch die Autofahrer schuld. Und manchmal auch die Fahrräder. Deswegen braucht Berlin einen Fahrradbeauftragten. Der müsste mehr Fahrradwege bauen, damit niemand mehr auf dem Bürgersteig fahren muss. Vielleicht müsste es aber auch ganz anders gemacht werden. Die Leute haben auch Angst, wenn sie auf Kopfsteinpflaster fahren – vor allem, wenn es nass ist. Und die Kurierfahrer brettern ganz schön. Da staune ich immer. PROTOKOLL: CF