piwik no script img

■ NachschlagDer Sommer hat seinen Herbst – Eine melancholische Ausschau

March Groom hatte gewonnen und wir daraufhin ein beträchtliches Sümmchen vom Totalisator abgeholt. Im „Preis der Deutschen Einheit“ in Hoppegarten hatte eigentlich Zero Problemo gewinnen sollen, das wäre zum Feiertag in jeder Hinsicht p.c. gewesen. Deutsche Einheit und null Probleme, sogar Sabine Christiansen hat auf den Hengst gesetzt, so sagte sie jedenfalls. Das wußten wir natürlich besser. Ein Pferd, das zwar viel Geld, aber noch nie ein Rennen gewonnen hat, kann doch nicht den „Preis der Deutschen Einheit“ gewinnen. Was das mit dem herannahenden Herbst zu tun hat? March Groom hatte zwar gewonnen und wir mit ihm, aber das ließ uns nicht warm werden. Es war einfach lausig kalt in Brandenburg.

Zu Hause geht es einem da aber nicht besser. Soll man die Heizung schon anschmeißen, Anfang Oktober. Früher haben wir immer bis Mitte November ausgehalten, mindestens. Das schonte die Umwelt und die Muskelkraft. An das Kohlenholen gewöhnten wir uns den ganzen Winter über nicht. Jetzt, wo alles per Rädchendrehen geht, harren wir aus, aus reiner Sentimentalität. Für einen, der Zeilen aufs Papier kriegen muß, geht übrigens alles viel langsamer. Das ist wohl auch der Grund für die vielen Novembergedichte, die in die Redaktion hereinschneien. Zwar ist noch gar kein November, aber die Leute fühlen sich schon so. Spazierengehen wäre eine prima Alternative, aber dann stößt man auf Szenen wie die hier unten. Da kann man sich vor lauter jahreszeitlicher Gestimmtheit nicht retten. Am Ufer am Prinzenbad ist es beinahe schon unvorstellbar, daß sich hier jemals Nackte hinterm Zaun gerekelt haben. Clemens Schlotterbeck

Blätter von den Bäumen und leere Seiten überall Foto: Barnim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen