Der Smile von Greenpeace: Zehn Jahre Zukunftshoffnung
Ein umgebauter Twingo - nichts wirklich Repräsentatives oder Luxuriöses. Aber ein bereits zehn Jahre alter Beweis, dass ein solides Auto nur halb so viel verbrauchen muss wie üblich.
Die Zukunft des Automobils hat Greenpeace diesmal im Eingang der Matthäuskirche versteckt, etwas abseits, auf halbem Weg vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Messegelände. Morgens und abends strömen die Besucher hier vorbei, es sind schnellgehende Krawattenträger. Kaum einer hält an, um das Auto zu sehen, dessen Zukunft schon seit zehn Jahren einfach nicht kommen will: Der "Smile", ein umgebauter Renault Twingo, wurde schon 1997 auf der Internationalen Automobilausstellung IAA präsentiert.
Sein Versprechen "halber Verbrauch, halbe Emissionen" war damals das Gleiche wie heute. Bloß: Während das Konzeptauto inzwischen 80.000 Kilometer drauf hat, ist das Konzept immer noch nicht umgesetzt. Jörn Burger ist einer, der das ändern will. Der 60jährige mit den blondgrauen Haaren, der runden Brille und dem Schnurrbart arbeitet ehrenamtlich für Greenpeace. "Die Leute sollen das haben wollen", sagt er. Immer wieder spricht er die Passanten an. Die meisten sagen: "Kein Interesse".
Wären sie reingegangen, hätten sie einen getroffen, der sie verstanden hätte. Denn Burger hat in seinem Leben schon viel CO2 ausgestoßen. Bis vor kurzem hat er als Flugkapitän gearbeitet und fuhr einen Mercedes, E-Klasse. Jetzt ist er auf die C-Klasse umgestiegen. "Man kommt aus seiner Haut nicht raus", sagt er. Seit einem schweren Verkehrsunfall vor zehn Jahren brauche er einfach robustes Blech um sich rum. "Aber wir werden alle umdenken müssen."
Vielleicht ist Jörn Burger ein bisschen so wie der deutsche Automarkt. Alle wollen das Klima schützen. Aber deswegen kleinere Autos kaufen? Als Greenpeace den Smile 1997 bei der IAA offiziell vorstellte, da kam auch die damalige Umweltministerin Angela Merkel vorbei und setzte sich ans Steuer. Sie mochte den Smile und versprach, ihn zu fördern.
Zehn Jahre später zeigen die Zeitungen die Kanzlerin Merkel am Steuer des Smart Hybrid, eines Zweisitzers. Die Greenpeace-Leute lästern: Der verbraucht heute noch mehr als unser Smile vor zehn Jahren. Man könnte auf die Idee kommen, dass sich in der deutschen Autobranche in den letzten Jahren nicht viel getan hat. Und doch ist das Gefühl auf der diesjährigen IAA ein anderes als in der Vergangenheit: "Weniger Nebelshows, weniger Girls, weniger Verklärung", fasst der Greenpeace-Experte Wolfgang Lohbeck zusammen. Das Auto ist wieder einfach nur ein Auto: eine ernste Sache, über die man auch vernünftig reden kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!