■ Kaum zu glauben: Der Pudelsche „Rollenkonflikt“
Schon nach zwei Jahren hat sich der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) verschlissen: Professor Volker Pudel ist ins zweite Glied zurückgetreten und jetzt nur noch Vizepräsident. Professor Günther Wolfram, Pudels Vorgänger, wurde auch sein Nachfolger im Präsidentenamt.
Dabei wollte die DGE mit dem Ernährungspsychologen Volker Pudel groß rauskommen. Und das Konzept, mit der Pudelschen Popularität endlich eine stärkere Medienpräsenz zu erreichen, ging auf. Tatsächlich begannen Journalisten sich verstärkt für die Gesellschaft der Ernährungspäpste in Frankfurt am Main zu interessieren. Da allerdings lag auch des Pudels Kern, denn jener sorgte nicht nur im positiven Sinne für Aufsehen. Stand die überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanzierte Gesellschaft für Ernährung schon lange im Ruf, zu industriefreundlich zu sein, so schien ihr neuer Präsident diese Haltung geradezu zu verkörpern.
Professor Pudel geriet zusehends wegen seiner Kontakte zur Nahrungsmittel-Industrie ins Zwielicht. Der oberste Ernährungsaufklärer entwickelte Konzepte und unterstützte Produkte, die den Empfehlungen der DGE überhaupt nicht entsprechen. Heftige Kritik aus den eigenen Reihen traf Pudel zudem, als herauskam, daß er im Vorwort einer Mac-Donald's-Broschüre für die Fast-Food-Restaurants ein gutes Wort eingelegt hatte.
So gestand Pudel jetzt auch, er sei „ganz froh“, aus dem Rollenkonflikt herauszukommen, der sich aus seiner Popularität einerseits und seiner exponierten Stellung bei der DGE andererseits ergeben habe. Allerdings präsentiert er ein anderes Hauptmotiv dafür, daß er auf eine neuerliche Präsidentschafts-Kandidatur verzichtete: Er wolle sich mit ganzer Kraft einer geplanten nationalen Ernährungskampage widmen. mok
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