■ Der Meinung der Anderen: Le Monde / La Stampa / Journal de Dimanche / Komsomolskaja Prawda
Le Monde
Die Explosion im Olympiapark ist nur wenige hundert Meter vom Hauptsitz des amerikanischen Fernsehkanals CNN passiert. Sofort hat sich das Netz von Ted Turner ohne Unterbrechung live eingeklinkt, mit Bildern der örtlichen Fernsehstation KTLA, die das Fest übertrug. Herumirrende Massen, die nicht wissen, wohin sie rennen sollen, während die Blaulichter zucken und die Sirenen heulen. Die Religion von CNN scheint aufzugehen: Es ist ein Attentat, und CNN hat den Beweis.
La Stampa
Atlanta wurde im Prinzip wie ein klassisches sportliches Spiel konzipiert, geschützt von 30.000 Soldaten und Polizisten, aber eben ein Spiel, Vergnügen, Zerstreuung. So war es jedoch nicht, von Anfang an war das Spiel kriegerisch, hat die blutige Physiognomie der antiken Arenen angenommen, in denen sich die Christen abschlachteten. Es sollte ein Triumphbogen für das amerikanische Imperium sein. Doch statt dessen entschied jemand, ihn in Trümmer zu schlagen – vor den Augen der Welt.
Journal de Dimanche
Die Bombe traf ins Herz der Spiele. Es war ein brutales Erwachen. Amerika ist nicht mehr unverwundbar; Amerika zweifelt. Seit Jahren glaubt diese Nation, aus einem Gefühl der Überlegenheit heraus jede Herausforderung bestehen zu können. Sie will nicht wahrhaben, daß dies die schlechtest organisierten Spiele sind, daß das Informationssystem nicht den Anforderungen entspricht, daß es Defizite in den Sicherheitsvorkehrungen gibt. Deshalb war das Erwachen so brutal.
Komsomolskaja Prawda
Der Tod während des Festes des Friedens und des Sports – was kann schrecklicher sein. Eine Bombe in der olympischen Disko – eine solche Brutalität hat kaum jemand erwartet. Das war ein erschreckdes und überhaupt nicht amerikanisches Finale.
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