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Der Markt zieht die Spekulanten runter

■ Büroflächenmarkt übersättigt / Regierungsumzug ohne Bedeutung / Preise an westdeutsche Großstädte angeglichen

Preissturz auf dem Markt für Büroflächen: wurden in den Jahren 1990 und 1991 in Spitzenlagen wie dem Kurfürstendamm oder der Friedrichstraße noch Quadratmeterpreise von 100 Mark erzielt, läßt sich heute weniger als die Hälfte realisieren. Dies bestätigte der Vorsitzende des Berliner Landesverbands des Rings Deutscher Makler (RDM), Wolfgang Gruhn. „Die Investoren sind an einem Punkt angelangt“, meinte Gruhn, „wo sie nicht mehr weiter runter können.“ Quadratmeterpreise in sogenannten 1a-Lagen von derzeit 40 bis 45 Mark, seien für die Projektentwickler die „Grenze der Kalkulierbarkeit“. Abseits der Spitzenlagen seien sogar nur noch 20 bis 28 Mark zu erzielen.

Gruhn führte den Einbruch insbesondere auf eine Übersättigung im Angebot zurück. Viele Investorenprojekte, die vor zwei Jahren noch in Planung waren, gelangten nun auf den Markt. „Der Regierungsumzug“, sagte der Maklerchef, „ist da schon vorweggenommen.“ Selbst der Beschluß der Bundesregierung, die Ministerien nur im Altbau unterzubringen, werde keine weitere Nachfrage auslösen, gab sich Gruhn überzeugt. Die Folgen der Entwicklung: Viele Investoren, so Gruhn, würden ihr Vorhaben derzeit verschieben. Außerdem gebe es wieder „Überlegungen in Richtung Wohnungsbau“.

Jüngstes Beispiel des Preisfalls: Ein Grundstück an der Lietzenburger Straße, für das 1991 noch ein Verkaufspreis von 20.000 Mark erzielt wurde, ging nun für 14.000 Mark pro Quadratmeter an eine Münchner Immobilienfirma. Die Mieten, die der dort geplante Büro- und Dienstleistungskomplex nach Fertigstellen ergeben könnten, werden derzeit mit „unter 50 Mark veranschlagt“.

Die Preisentwicklung auf dem Büroflächenmarkt wird auch von den großen Immobilienberatern bestätigt. So prognostizierte die Müller Immobilien International für die nächste Zeit ein „Niveau“ von 55 bis 60 Mark in „Top-City- Lagen“. Jones-Lang-Wooton rechnet mit etwa 50 bis 55 Mark im Westteil der Stadt und 55 bis 60 Mark in Ostberliner Spitzenlagen. Damit sei, so der Geschäftsführer von Jones-Lang-Wooton, Sascha Hettrich, allerdings lediglich der Durchschnittswert von Ballungsgebieten in Westdeutschland erreicht. Ein Überangebot gebe es in Berlin vor allem bei „Büroflächen zweiter Wahl“, während hingegen moderne Flächen nach wie vor rar seien.

In Berlin gibt es derzeit ein Gewerbeflächenangebot von etwa 12,1 Millionen Quadratmeter, drei Viertel davon im Westteil der Stadt. Weitere 1,7 Millionen werden in den nächsten drei bis fünf Jahren auf dem Markt sein. Langfristig in Planung sind laut einer Büroflächenerhebung des Senats sogar 13,4 Millionen Quadratmeter zusätzlicher Bürofläche. Damit wäre der Bedarf, den der Senat für das Jahr 2005 auf etwa 25 Millionen Quadratmeter prognostiziert, bereits mit den derzeit in Planung befindlichen Projekten abgedeckt. Uwe Rada

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