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■ KommentarDer Mann muß weg

Keine Frage: Der Mann ist fällig, der Mann ist überfällig: Dirk Reimers.

Der Staatsrat der Innenbehörde steht jedem noch so zaghaften Versuch einer Reform der Hamburger Polizei im Wege. Reimers ist die personifizierte „falsch verstandene Kameraderie“, die der zurückgetretene Innensenator Hackmann als „das Strukturproblem der Polizei“ benannte.

Die Liste der polizeilichen Übergriffe, Vergehen und auch Verbrechen, die dieser Mann als Staatsrat und zuvor als Polizeipräsident sieben Jahre lang gedeckt und vertuscht hat, ist lang. Zu lang. Kein Wunder, daß kaum einmal ein Hamburger Polizist den Mut fand, Untaten von Kollegen zu melden. Denn der Dienstweg endete bei Reimers.

Seinen Senator hat Reimers gezielt „dumm gehalten“. Die Vorgänge im Chefbüro der Innenbehörde in den fünf letzten Amtstagen Hackmanns sind unglaublich. Reimers hat seinen Boß mehrfach auflaufen lassen, er hat ihn düpiert, er hat versucht, ihn lächerlich zu machen.

Aber einen Fehler hat er gemacht: Er hat Hackmann unterschätzt. Dessen Rücktritt muß Reimers überrascht und geschockt haben. Diese Konsequenz, so darf vermutet werden, hat er ihm nicht zugetraut.

Deshalb die Kopflosigkeit, mit der er sich in blinden Aktionismus stürzte. Sich als Saubermann aufspielend, griff Reimers zum großen Hammer und suspendierte 27 Hamburger Polizisten. Noch am Tag zuvor hatte er im Verein mit Polizeiführern Hackmanns Forderungen nach einem härteren Durchgreifen gegen Rassismus und Rambotum in der Polizei verweigert.

Auch Richard Peters, Polizeidirektionschef Mitte, will er offenbar opfern, um seinen eigenen Kopf zu retten. Nicht, daß es um Peters schade wäre. Und um Landespolizeidirektor Heinz Krappen, der schon seit dem Hamburger Kessel überfällig ist, übrigens auch nicht.

Wenn eine Reform der Hamburger Polizei überhaupt eine Chance haben kann, dann nur ohne Reimers. Der Mann muß weg. Sven-Michael Veit

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