Der Landmann gegen den Tänzer

■ Siege von Carole Merle und Pirmin Zurbriggen zum Auftakt des Ski-Weltcups

Berlin (taz) - Auch wenn es der Kalender nicht wahrhaben will: der Winter ist da. Das ist schon allein daran zu erkennen, daß der Ski-Weltcup begonnen hat. In den Alpen hat sich das noch nicht überall herumgesprochen, es fehlt hier und da an Schnee, im französischen Val Thorens beispielsweise, wo der Weltcup-Auftakt eigentlich stattfinden sollte. Bereitwillig sprang jedoch Schladming in Österreich ein und und machte aus der Veranstaltung der ersten beiden Super-Riesenslaloms der Saison gleich ein gewaltiges Volksfest.

Fast hätte gar noch eine Österreicherin gewonnen. Die 21jährige Ulrike Maier ließ sich schon als Siegerin feiern, da kam mit der Startnummer 25 die Französin Carole Merle bestes Ergebnis ihrer Karriere bislang ein 13. Platz - den Hang heruntergesaust und war ein paar Zehntelsekunden schneller.

Die Weltcup-Favoritinnen aus der Schweiz, Michela Figini und Vreni Schneider, begnügten sich diesmal noch mit dem siebten bzw. neunten Rang, und die bundesdeutschen Läuferinnen landeten mit Regine Mösenlechner (3.), Traudl Hächer (6.), Michaela Gerg (8.) und Ulrike Stanggassinger (11.) so weit vorne, daß ihnen auch ihre ehemalige Mitstreiterin Marina Kiehl nicht länger die Laune verderben konnte, die geäußert hatte: „Die haben doch nur Mode, Stricken und Kosmetik im Kopf.“

Bei den Männern nahm das erwartete Saisonduell zwischen dem Schweizer Landmann Pirmin Zurbriggen und dem zur Fettleibigkeit neigenden Slalomtänzer Alberto Tomba aus Bologna seinen Anfang. Tomba, frisch ausgestattet mit einem Werbevertrag, der ihm drei Millionen Dollar garantieren soll, wurde Vierter und war zufrieden: „Dritter oder Vierter wollte ich werden, also ist es gut.“ Es gewann Pirmin Zurbriggen mit minimalem Vorsprung vor dem Franzosen Piccard. „Ein gutes Omen“, befand der Schweizer Weltcupverteidiger.

In diesem Jahr hat der Internationale Skiverband (FIS) ein neues Reglement im Weltcup eingeführt. Es gibt keine Streichresultate mehr, jeder Weltcup-Punkt zählt. Dennoch beschränkt sich Tomba darauf, außer in seinen Spezialdisziplinen Slalom und Riesenslalom nur noch beim Super-Riesenslalom zu starten. Die Abfahrt bleibt tabu, seine Begründung klingt vernünftig: „Meine Familie soll nicht um mich fürchten müssen.“

Matti