■ Der Kongreß der Rechten: Flagge zeigen
Es ist kein Zufall, daß europäische Rechtsextremisten im November einen Kongreß in Berlin abhalten wollen. Die Hauptstadt ist von symbolischer Bedeutung. Für die Rechte war Berlin schon immer ein heißes Pflaster. Selbst den Nazis gelang es nie, das damalige „rote Berlin“ über Wahlen zu bezwingen. Heute ist die Lage anders. Aber eine Parallele zwingt sich dennoch auf: Bislang konnten rechtsextremistische Gruppen keine Massenveranstaltung abhalten, die nicht auf Widerstand stieß. Nur: Diese Gegenwehr blieb in Berlin bislang auf linke oder religiöse Gruppen beschränkt. Gefordert sind diesmal jedoch andere. Nicht nur die demokratischen Parteien, sondern auch all jene, die Veranstaltungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten anbieten können. Verbieten kann man den gewählten Rechtsextremisten mit dem Ausweis des Europaparlaments die Reise nach Berlin nicht. Es wäre immerhin ein Signal weit über Berlin hinaus, wenn Le Pen und seine Mitstreiter in der Stadt kein Forum bekämen. Schließlich marschiert in dem Gefolge des Vorsitzenden der französischen Front National mit Harald Neubauer einer der exponiertesten Neonazis der Bundesrepublik. Der Berliner Landesvorsitzende von Neubauers „Deutscher Liga für Volk und Heimat“ hält regen Kontakt zu jenen rechtsextremen Kadertruppen, die im Umland Terror und Angst verbreiten.
Konservative mit weniger Berührungsängsten gegenüber Rechts sollten wenigstens rechnen können: Bilder des Fremdenhassers Le Pen in Siegerpose und von prügelnden Gegendemonstranten und Polizisten sind keine gute Werbung für eine Stadt, die sich mit ihrer Olympia-Bewerbung so gerne weltoffen gibt. Es genügt längst nicht mehr, diesen Anspruch nur zu plakatieren. Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen