: Der Kanzler hilft
■ „Berliner Zeitung“ wirbt mit Regierungs-Brief um Anzeigenkunden
Berlin (taz) – Mit ein wenig Hilfe einflußreicher Freunde geht so manch ein Geschäft ein wenig leichter von der Hand. Das gilt offenbar besonders im schwierigen Geschäft der Anzeigenakquise auf dem hart umkämpften Berliner Zeitungsmarkt.
Am Montag erst hatte der Spiegel gemeldet, daß die Bundesregierung den drei größten Berliner Abonnementszeitungen ein Empfehlungsschreiben zur Verfügung stellt, mit dem diese ihre Anzeigenkunden zum Inserieren in einer Sonderbeilage zum Klimagipfel gewinnen sollen. In dem Rundschreiben fordert der stellvertretende Leiter des Abteilung Inland des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Manfred H. Obländer, zur „ereignisbezogenen Anzeige (...) unmittelbar vor dem Klimagipfel“ auf – in der Berliner Zeitung.
Er, Obländer, würde sich „freuen, wenn Sie mit einem eigenen Inserat der im gemeinsamen Interesse liegenden Informationsarbeit anläßlich des Klimagipfels zum Erfolg verhelfen könnten“, heißt es weiter. Gegenüber dem Spiegel hatte die Anzeigenabteilung der Berliner Zeitung, anders als Springers Berliner Morgenpost, beleidigt reagiert: Man sei „regierungsunabhängig“ und habe derartige Unterstützung nicht nötig. Offenbar doch: Das Oberländer- Schreiben liegt dem Brief der Anzeigenabteilung vom 6. Februar 1995 an ihre Kunden bei. dri
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen