: Der Kampf der Häuptlinge
Affi-Chef Werner Marnette verteidigt sein Unternehmen gegen den österreichischen Investor Mirko Kovats. Nebenbei geht es um Schaffung eines großen europäischen Kupferkonzerns und darum, wer dort das Sagen haben wird
Die Norddeutsche Affinerie (NA) kämpft um ihre Unabhängigkeit. Zeitungsberichten zufolge hat sich ihr Vorstandsvorsitzender Werner Marnette jetzt an den Senat gewandt: Er möge ein Aktienpaket erwerben, damit die Affi ein Hamburger Unternehmen bleiben könne. Um den Konzernsitz und die Arbeitsplätze zu retten, hatte sich der Senat vor einigen Jahren auf die gleiche Weise bei Beiersdorf engagiert. Senat und NA wollten den Bericht nicht kommentieren.
Seit Mitte Juni ringen der österreichische Investor Mirko Kovats und Marnette um die Neuordnung der europäischen Kupferindustrie. Die Affi ist zwar schon jetzt die größte Kupferhütte Europas – aber nicht groß genug, um nicht das Opfer einer Übernahme werden zu können: Am 15. Juni erwirbt Kovats‘ Konzern A-Tec zehn Prozent der Aktien der NA. Am 24. Juni gibt Marnette bekannt, dass die Affi für rund 780 Millionen Euro die belgische Kupferhütte Cumerio kaufen wolle. Am Tag darauf, sagt er der FAZ: „Mit dieser Übernahme schaffen wir eine Basis, die schwer angreifbar ist.“ Die Gefahr. einer feindlichen Übernahme sei „relativ gut gebannt“. Der Einstieg von Kovats bei der Affi habe aber nichts mit dem geplanten Kauf von Cumerio zu tun.
Kovats sieht das anders: Bis zum 29.6. kauft A-Tec 17,5 Prozent der Cumerio-Aktien. Parallel dazu stockt A-Tec bei der Affi auf 15,1 Prozent auf. A-Tec ist der größte Einzelaktionär bei der Affi. Kovats beansprucht drei Sitze im Aufsichtsrat. Seit dem 5. Juli verfügt A-Tec mit 25 Prozent plus einer Aktie über eine Sperrminorität bei Cumerio. „In der Kupferbranche gibt es Konsolidierungen und wir wollen aktiv daran teilnehmen“, zitiert das Handelsblatt Kovats.
Auch Marnette hat seinen Übernahmeversuch weitergetrieben. Ende Juli erhöhte die Affi ihren Anteil an Cumerio auf 15 Prozent. Kartellrechtlich ist die Übernahme laut Affi genehmigt. Jetzt werde sie von der EU-Kommission geprüft. „Der Zusammenschluss der NA mit Cumerio hat eine überzeugende strategische Logik“, sagte Marnette. Er erwarte, dass die NA im September ihr Angebot vorlegen könne. Mit A-Tec würden in den nächsten Wochen „konstruktive Gespräche“ geführt.
Zum angeblichen Hilfeersuchen an den Senat, sagte Peter Kleinort, der Sprecher der Wirtschaftsbehörde, der Senat sei nach wie vor daran interessiert, Konzernsitze in der Stadt zu halten. „Das könne Ausschlag gebend dafür sein, dass man in intensive Gespräche eintritt“, so Kleinort. „Wir pflegen traditionell ein gutes Verhältnis zur Stadt“ , sagte NA-Sprecher Felix Seibl. GERNOT KNÖDLER