■ Der Grabert-Verlag: Leugner aus Tübingen
Namensgeber und Gründer des Grabert-Verlages ist der Historiker und Religionswissenschaftler Herbert Grabert (1901–1978), der von 1941 bis 1945 in Alfred Rosenbergs „Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete“ tätig war. Als Dozent lehrte er bis 1945 auch an den Universitäten Würzburg und Tübingen und arbeitete daneben als Regierungsrat in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht.
Im Januar 1953 ruft der nicht in den Staatsdienst übernommene Grabert neben seinem Verlag die Mitteilungen für den 131er-Hochschullehrer im Auftrage des Verbandes der nicht-amtierenden (amtsverdrängten) Hochschullehrer und der Forschungshilfe e.V. ins Leben. Ein publizistisches Forum für Ex-Nazi-Dozenten, das ab Nummer 4/1972 seinen heute noch gültigen Titel Deutschland in Geschichte und Gegenwart erhält. DGG entwickelt sich neben der 1951 gegründeten Monatspostille Nation + Europa zum bedeutendsten Ideologieorgan des bundesdeutschen Rechtsextremismus.
Bereits in den sechziger Jahren spezialisiert sich DGG auf Geschichtsrevisionismus, der darin gipfelt, den industriell betriebenen Holocaust der Nazis anzuzweifeln. 1979 erscheint im Grabert-Verlag, nun geführt von Sohn Wigbert, das Buch „Der Auschwitz-Mythos“ von Wilhelm Stäglich. Darin wird die Massentötung an den europäischen Juden ebenso geleugnet wie im 1981 erschienenen Grabert- Buch „Feuerzeichen. Die ,Reichskristallnacht‘. Anstifter und Brandstifter – Opfer und Nutznießer“. Autorin ist Ingrid Weckert, einst Vorsitzende der „Antizionistischen Aktion“ von Michael Kühnen. In dem Buch, das erst im Herbst 1994 in die Liste jugendgefährdender Schriften aufgenommen wurde, weist Weckert den Juden die Schuld an der Reichspogromnacht zu.
Ungeniert wird in Büchern, Video- und Tonkassetten sowie Periodika des Grabert-Verlages (und des Ablegers Hohenrain-Verlag) über die „Kriegsschuld- und Vergasungslüge“ gewettert, werden Führungsfiguren des Dritten Reiches verklärt, Verbrechen Deutschlands geleugnet und rassistische Thesen vertreten.
Angegliedert sind dem Verlag auch die „Hoggan-Stiftung“ und das „Institut für deutsche Nachkriegsgeschichte“ (Periodikum: Richtigstellungen zur Zeitgeschichte), das unter der Leitung des Ex-NPD-Funktionärs Rolf Kosiek steht. Anton Maegerle
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