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Der General läßt die Puppen tanzen

■ den Jungle auf seine Wurzeln zurück

Wer tanzt heutzutage nicht zu Jungle? Jeder einigermaßen trendbewußte Clubgänger hat sich mittlerweile, ob gewollt oder ungewollt, dem englischen Hype hingegeben. Durch die Masse der Veröffentlichungen kann sich fast niemand so recht einen Weg bahnen, und Identifizierungsmöglichkeiten gibt es wenige, da die meisten Akteure in der Anonymität der Computersounds abtauchen. Doch an einem kommt niemand vorbei, wenn es um das Thema Jungle geht.

Levys Toast zum M-BEAT-Schmelzkäse Incredible war es, der im letzten Sommer als erstes Jungle-Highlight einen mehrwöchigen Feldzug quer durch die englischen Charts einleitete. „Dabei war ich immer nur ein mittelmäßiger DJ und ein mittelmäßiger Texter“, erhebt General Levy im Gespräch fast unschuldig seine Stimme. Als Ragga-Toaster jahrelang durch die Clubs getingelt, wird er urplötzlich zur Zielscheibe der englischen Presse, die ihn wider Willen zum „King Of Jungle“ kürte. Dafür haßten ihn die aufgebrachten Jungle-Aktivisten. Erst nach mehreren öffentlichen Rechtfertigungen darf er nun in Ruhe weiter junglieren. Produktionstechnisch setzt er all seine Energie für den neuen englischen Sound ein, was sein Raggamuffin-Talent etwas ins Hintertreffen geraten läßt. „Wir machen Musik, die wir in uns selber fühlen“, lacht er, „aber auf meiner kommenden LP werden nicht nur Jungle-Tracks vertreten sein. Da wird die weite Spanne vom Reggae zum Ragga zum Jungle zu hören sein.“

Obwohl jeder meint, dazu tanzen zu müssen, ist General Levys Musik eigentlich nicht für die Massen bestimmt. „Unsere ersten Stücke waren wie rohes Fleisch, schwer verdaulich. Unsere neuen Stücke haben unserer Meinung nach auch nichts davon verloren, es sind einfach Underground-Tunes, die im Overground besonders gut ankommen. Deshalb ist Jungle auch das perfekte Thema für Mitläufer. Die verdienen jetzt Geld an einer Sache, mit der sie im Grunde genommen nichts zu tun haben. Die feine Grenze zwischen Underground und Kommerz ist verschwommen und zu schnell durchgebrochen. Aber das Hardcore-Publikum wird entscheiden, wer überlebt, wenngleich an den heutigen Tunes auch das Pop-Publikum Gefallen findet. Schließlich ist es Rebel-Music, die kann nicht lupenrein sein.“

Thorsten Zahn

Dienstag, 14. Februar, Fabrik, 21 Uhr

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