: Der GI sprach kein Englisch
■ Jubelberliner wegen falscher Uniform verurteilt / Westberliner Polizeibeamte „degradierte“ ihn
Seine Begeisterung für die alliierte Militärparade im Juni letzten Jahres muß der 36jährige Westberliner Karl Heinz S. nun mit einer Geldstrafe von 1.200 D-Mark bezahlen. Eine Moabiter Strafrichterin befand ihn gestern des „Mißbrauchs von Kleidungsstücken“ für schuldig. Um den vorbeimarschierenden Truppen angemessen gegenüberzustehen, hatte sich der Angeklagte damals ganz in Khaki gekleidet und auf Brust und Oberarm seines Hemdes unter anderem Aufnäher der US-Elite-Truppe „Air-Born“ angebracht. „Wie ein Pfau“, sagte ein Zeuge, sei er so ausstaffiert am Straßenrand auf und abmarschiert. Seine schlechten Englischkenntnisse wurden dem Angeklagten schließlich zum Verhängnis. Polizisten, die den vermeintlichen Soldaten nicht so recht einordnen konnten, sprachen ihn auf Englisch an, ob er zu den alliierten Streitkräften gehöre. Als Karl Heinz S. dies in „broken english“ bejahte, schöpften die Beamten Verdacht und drohten ihm mit der Überprüfung durch die Military-Police. Nun gab sich der US-Fan zu erkennen. Mit einem Taschenmesser „degradierten“ ihn die Polizeibeamten, die falschen Dienstgradabzeichen wanderten in die Asservatenkammer. Die Richterin sah es heute für erwiesen an, daß es Karl Heinz S. darauf angekommen war, mit seiner „uniformähnlichen Kluft“ für einen alliierten Soldaten gehalten zu werden. Damit habe er aber Kleidungsstücke in strafbarer Weise mißbraucht. Karl Heinz S., der das „so nicht richtig“ findet, will in Berufung gehen.
Ronni
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