: Der Frauenhandel nimmt weiter zu
Frankfurt (ap) - Frauenhandel und Prostitutionstourismus nehmen in der BRD weiter zu - so eine Untersuchung der „Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung“ (Agisra), die das Bundesministerium für Jugend und Familie in Auftrag gegeben hatte. Zum Ausmaß des Frauenhandels lägen keine konkreten Daten vor. Die Dunkelziffer sei hoch. Allein die Zahl der illegal aus den Philippinen kommenden Prostituierten habe sich nach Schätzungen von 4.000 (1984) auf 12.000 (1988) erhöht. Auch die Gesamtzahl der Heiratsvermittler sei unbekannt. Legal arbeiteten nach Informationen der sechs Autorinnen etwa 100 Vermittler.
Als Hauptgrund für Mädchenhandel und Sextourismus nennt die Studie die wirtschaftliche Krise in den Entwicklungsländern, die immer mehr Frauen in die Hände von Zuhältern treibe. Für die Soziologin Elvira Niesner, eine der Autorinnen, hat der Menschenhandel auch innenpolitische Ursachen: „Die betroffenen Frauen werden kriminalisiert, die Strafverfolgung der Frauenhändler ist ineffektiv, es fehlt an Vorbeugung.“
Daher fordert die Agisra langfristige Maßnahmen, um die strukturellen Gründe dieser Problematik zu beseitigen. Elvira Niesner schlägt als praktikable Soforthilfe die Schaffung von Arbeitsalternativen für die Betroffenen vor. Außerdem brauchten die Frauen einen rechtlich abgesicherten Aufenthaltsstatus. Die Ausweisungsmöglichkeit für ausländische Prostituierte müsse aus dem Gesetz gestrichen werden: „Es geht nicht an, daß Frauen, die sich gegen die Ausbeutung wehren, indem sie sich bei den Behörden melden, Nachteile bis zur Abschiebung hinnehmen müssen.“ Um den Betroffenen Rückendeckung zu geben, müßten Beratungsstellen eingerichtet werden, die von den Geldstrafen verurteilter Frauenhändler finanziert werden sollten.
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