Der Fortsetzungsroman: Kapitel 2: Bruchlandung
Was bisher geschah: Eine Expedition vom Planeten Blip unter Leitung von FP Chi soll in das Schweiz die Heloten unterwerfen und nach Marshmallows suchen. Allerdings landet die Truppe in Berlin. Und muss sich jetzt erst mal neu orientieren.
Lieber Median. Ich verstehe, dass Sie Zahlenkolonnen brauchen, um Ihr Dasein zu legitimieren. Aber weder vor noch hinter dem Komma gibt es relevante Informationen über das Schweiz.“ Eine kleine Gestalt gestikulierte wild vor Chis Raumschiff.
„Bester Phäno, vom Schwurbeln hat noch keiner was gelernt. Wir werden die Heloten zählen, messen und wiegen.“ Professor Medians pfeifender Atem unterstrich seine Worte.
„Wir suchen nach Gott, Median. Sobald wir wissen, was ihnen heilig ist, werden wir die Heloten unterjochen.“
„Phäno, mehr Demut vor der schlichten Souveränität eines Zahlenwerks!“
„Gott!“
„Komma!“
FP Chi bestieg das Raumschiff. Das also waren die Teamplayer, die der Supervisor versprochen hatte.
„Ja, bist du ein Feiner, ein ganz ein Feiner bist du. Schau mal, was ich hier habe.“ Der Erste Maat C2H5OH träufelte Major Canis 2316 ein Tröpfchen Öl ins Maul, während der Kampfroboter Männchen machte.
„Guten Tag, hier spricht BBC, Ihr Blasierter Bordcomputer. Wir starten jetzt.“ Die Tür des Raumschiffs schloss sich, die Besatzung nahm in ihren Langstreckensesseln Platz. Major Canis rollte sich in seinem Körbchen zusammen.
„Um den Erfolg Ihrer Mission auf dem Planeten R-D zu garantieren, werden Sie alle mit einer Legende ausgestattet“, fuhr BBC fort. „Sie werden in das Schweiz ein Fonduestübchen betreiben, ein altes Familienunternehmen, das mit den Rezepten der Großmutter arbeitet. Sie, FP Chi, werden in die Gestalt dieser achtzigjährigen Frau morphoponiert. Auch die anderen erhalten humanoide Formen. Phäno und Median sind die Enkel der ehrwürdigen Greisin und arbeiten als Kellner, C2H5OH ist ihr Großneffe und kocht. Major Canis ist als Teacup Chihuahua der possierliche Sidekick, der alle Kinder glücklich macht, solange sie ihn nicht berühren, ansehen oder ihm sonst zu nahe kommen. Während des Fluges werden Sie vom Mnemolator mit allen wesentlichen Informationen berieselt. Ihr Ziel, das Schweiz, wird auf R-D traditionell mit einem roten Fähnchen markiert, auf dem sich ein weißes Kreuz befindet. Und ab dafür.“
Das Raumschiff flog aus der Startbox und ließ die pulsierende Sonne hinter sich. Auf der Protodermis von FP Chi bildete sich ein dichtes Netz von Runzeln, aus dem Hinterkopf wuchs ein grauhaariger Dutt. Professor Median löste ein Sudoku. Professor Phäno las erst ein bisschen Calvin und dann ein bisschen Hobbes. Alles lief nach Plan, aber gerade als C2H5OH ein Röstirezept suchte, prallte das Raumschiff gegen den Wettersatelliten Meteosat. Es kam ins Trudeln, es rauschte und sauste, dann gab es einen krachenden Aufprall.
„Der Erste Maat mal wieder“, sagte BBC.
FP Chi und seine Crew setzten ihre Sonnenbrillen auf. C2H5OH öffnete die Tür. Die anderen drei drängelten sich dazu. Draußen war es dunkel.
„Das heißt hier Nacht“, sagte Professor Phäno. „Die Zeit für Liebesschwüre und Raubüberfälle.“
„Wir befinden uns auf einer Wiese mit einem Neigungswinkel von 11,2 Grad. Wir haben eine 166 Jahre alte Kastanie mit einem Stammdurchmesser von 98,2 cm zerstört“, sagte Professor Median.
„Das Navi ist kaputt. Danke, Erster Maat.“, sagte BBC.
„Wo haben Sie uns hinkatapultiert, C2H5OH?“, fragte FP Chi.
C2H5OH starrte in die Nacht hinaus. „Da!“, schrie er. Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Wiese stand ein hell erleuchtetes Haus. Auf dem Dach war eine Leuchtschrift angebracht: Nola’s am Weinberg. Links und rechts flatterten zwei rote Fähnchen mit einem weißen Kreuz. „Zweifellos das Schweiz“, sagte C2H5OH.
FP Chi schüttelte den Kopf und stieg aus dem Raumschiff. Das sollte das Schweiz sein? Wie sauber war es hier eigentlich?
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