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Der Drang zur Selbstzerstörung

betr.: „Nachfolger von Mutti und Vati“, Schlagloch von Viola Roggenkamp, taz vom 25. 7. 01

Viele inzwischen bekannte Details sprechen dagegen, dass Frau Kohls Lichtallergie so schlimm war, dass sie konsequent das Teageslicht meiden musste, so dass psychosomatische Komponenten sehr wahrscheinlich sind. Dass sie überhaupt krank war, habe ich erst bei ihrem Tod erfahren. Zu ihren Lebzeiten hat sie mich überhaupt nicht interessiert, nur manchmal habe ich mich bei ihrem Anblick gefragt: „Gibt es Frauen, die das tatsächlich aushalten?“ Nun, durch ihre Entscheidung zum Selbstmord hat sie mit einem Schlag klar gemacht, dass frau das nicht aushalten kann, nur um den Preis der Selbstvernichtung. Deshalb ist ihr Tod ein Politikum, denn prominenter als sie könnte eine kaum sein. Schade, dass sie die Energie, die dazu gehört, sich umzubringen, nicht dazu benutzt hat, ihr Leben zu verändern. Darin ähnelt sie vielen Frauen, jungen wie älteren. Der Drang zur Selbstzerstörung bei Frauen ist keineswegs besiegt, das war es wohl, was Frau Roggenkamp auf ihre zugegeben nervige Art beleuchten wollte. Die meisten Kommentare in der übrigen Presse stellen ihren „Freitod“ als fast zwangsläufiges Ende eines nicht mehr lebenswerten Lebens dar. Dies ist gefährlich sowohl für die Debatte um das Recht von Frauen auf ein eigenes Leben als auch für die Diskussion um die Sterbehilfe. INGER DETLEFSEN, Bremen

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