Der Clash der Internet-Riesen : Cloud Computing auf dem Vormarsch

Wenn es nach Google, Amazon, Apple und Microsoft geht, werden Anwendungen zunehmend ins Netz verlagert. Jeder der Internet-Riesen hat dabei eine eigene Strategie.

Schon auf der Cebit im Vorjahr wurde das Cloud Computing an diesem Modell erklärt. Bild: dpa

IT-Experten sind sich einig: In Zukunft geht es ab in die "Cloud". Damit gemeint sind Server im Internet, die wie eine Wolke ständig bereitstehen. Festplatten und andere lokale Speichermedien werden überflüssig, weil der Nutzer sowieso den ganzen Tag über Breitband-Internet verfügbar hat - ob per Kabel oder mobil.

Die Strategie der Internet- und Computerriesen könnte dabei nicht unterschiedlicher sein. Am fortgeschrittensten in Sachen Cloud Computing ist der Suchmaschinen-Riese Google. Seine eigenen Mitarbeiter machen es vor: Auf ihren Rechnern läuft kein teures Microsoft-Büropaket mehr, stattdessen editieren sie ihre Texte, Tabellen und Präsentationen in der Internet-Anwendung Docs. Die Fotos lagern bei Picasa, die Videos bei YouTube und die elektronische Post bei Google Mail. Selbst Telefonieanwendungen wandern nach dem Google-Prinzip in die Server-Wolke: Mit Google Voice wird alles auf eine zentrale Nummer umgeleitet, inklusive per Web abfragbarem Anrufbeantworter mit Sprache-nach-Text-Erkennung.

All diese Anwendungen stehen natürlich auch normalen Nutzern zur Verfügung - und sie finden immer mehr Freunde. Das Geschäftsmodell ist dabei simpel: Entweder verkauft Google gegen Monats- oder Jahresgebühren Zusatzdienstleistungen für einen grundsätzlich kostenlosen Service. Oder es wird, Google-typisch, passende Werbung zum aktuellen Dokument eingeblendet.

Was Google an der zunehmenden Popularität von direkt im Web abrufbaren Programmen gefällt, sind auch die negativen Auswirkungen auf die traditionelle Konkurrenz. Microsoft, wo man über Jahrzehnte hervorragend von Betriebssystemen und Büroprogrammen lebte, die altertümlich auf Diskette, CD oder DVD zum Kunden kamen, wird von kostenlosen und weniger aufgeblähten Web-Anwendungen im Kerngeschäft bedroht. Aus diesem Grund versucht Microsoft selbst zum Cloud-Krösus zu werden - und lagert beispielsweise Office-Bestandteile auf Internet-Server aus. Die können Unternehmen dann anmieten.

Für junge Leute wurden Word und Co. kürzlich sogar ins soziale Netzwerk Facebook integriert. Ob die Strategie aufgeht, weiß indes noch niemand. Microsoft hat nach wie vor das Image eines monolithisch agierenden Software-Herstellers. Dabei ist man beispielsweise im Spielebereich Cloud-technisch bereits ganz vorne dabei: Xbox Live, der Multiplayer-Game-Dienst für die gleichnamige Konsole, bringt Microsoft inzwischen gutes Geld ein, bietet auch kaufbare Inhalte an.

Wenn Google und Microsoft die verbissenen Wolken-Wettstreiter sind, dann ist Amazon der brave Datentransporteur. Der eigentlich für seine E-Commerce-Aktivitäten bekannte Online-Shopping-Anbieter hat sich in den letzten Jahren mit seinen "Amazon Web Services" (AWS) zum Top-Dienstleister gemausert. Kleine wie große Firmen kaufen sich Kapazitäten in seinem Rechenzentrum ein und können dort dann komplizierteste Internet-Anwendungen laufen lassen. Manches Start-up funktioniert nur dank AWS und muss sich deshalb keinen einzigen teuren Server kaufen. Abgerechnet wird ganz einfach a la Carte - nach genutzter Leistung und verbrauchten Gigabytes.

Amazon macht inzwischen so viel Umsatz mit dem Dienst, dass eigens große Maschinenparks angeschafft wurden. Dabei war AWS anfangs nur dafür gedacht, zwischenzeitlich unausgelastete Server gewinnbringend zu beschäftigen. Herausgekommen ist stattdessen ein weiteres Standbein.

Apple ist derweil das Unternehmen, das seine Cloud-Strategie bislang noch am stärksten verbirgt - typisch für den stets leidlich paranoid agierenden Computerkonzern. An direkten Internet-Diensten wird bislang nur "MobileMe" angeboten, ein relativ klassischer Kommunikations- und Datenspeicherdienst, mit dem sich beispielsweise Kontakte synchronisieren oder E-Mails im Web abfragen lassen. iPad-, iPod touch- und iPhone-Besitzer können darüber hinaus abfragen, wo sich ihr Gerät befindet, sollte es gestohlen werden. 80 Euro im Jahr lässt sich Apple diesen Spaß kosten - besonders Mac-Nutzer zahlen dafür, weil MobileMe stark in das Betriebssystem der Apple-Rechnerfamilie integriert ist.

Doch Apple plant noch mehr. So hat das Unternehmen erst im letzten Jahr mit dem Bau eines gigantischen Rechenzentrums im steuergünstigen US-Bundesstaat North Carolina begonnen. Über 45.000 Quadratmeter Fläche stehen bereit, frische Server aufzunehmen. Denkbar ist, dass Apple von hier aus einen neuen Musik- und Video-Dienst startet, bei dem Inhalte nicht mehr heruntergeladen, sondern ohne Verzögerung direkt abgespielt ("gestreamt") werden - egal ob auf den heimischen Computer, das Handy oder einen Tablet-PC.

Lala, eine junge Firma, die auf solche Angebote spezialisiert war, hat Apple erst vor kurzem übernommen. Aber auch schon jetzt hat der Konzern Bedarf für eine große Infrastruktur: In seinem Medien-Laden iTunes werden Tag für Tag Abertausende Musikstücke, Filme und Anwendungen ("Apps") heruntergeladen.

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