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Der Busch erobert die Stadt

■ Kisangani – eine Ecke Zaires, in der kaum noch etwas funktioniert. Die Straßen wachsen zu, die Wirtschaft liegt brach

Kinsangani in der Provinz Ober-Zaire bietet ein völlig anderes Gesicht als Mbuji-Mayi. Auf Hausdächern wachsen Bäume. Die Psychologiefakultät der Universität ist nicht mehr zu betreten, weil der Busch vor dem Gebäude so hoch gewachsen sind. Die Professoren streiken, und die sich selbst überlassenen Studenten halten Hühner oder bauen Mais und Soja an.

Auf den Straßen, die eher aus Abfolgen von Löchern bestehen, sind kaum Autos zu sehen – höchstens Fahrradtaxis namens toleka („Wir gehen“). Die Straßen ins Umland sind so unzugänglich, daß die meisten Ortschaften mit Fahrzeugen nicht mehr erreichbar sind. Es gibt eine Ausnahme: Die örtliche Diözese und die Textilgesellschaft „Sotexki“ haben auf eigene Kosten eine Brücke und eine Straße repariert, um Bauern zu ermöglichen, Lebensmittel auf die Märkte und Baumwolle in die Sotexki-Fabrik zu bringen. Einhundert Lastwagen hat die Textilfirma bereits auf den kaputten Straßen verloren, und ansonsten ist sie zum Einsatz vom Flugzeugen gezwungen – zu ruinösen Preisen.

Einziger prosperierender Wirtschaftszweig ist auch hier die Suche nach Diamanten. Libanesische Händler unterhalten in Kisangani zwanzig Einkaufsstellen, die Profite aus dem Weiterverkauf gehen an das Militär. Aber die Fundstellen sind wenig aussichtsreich, und Experten meinen, daß der kleine Diamantenrush hier in fünf Jahren wieder vorbei sein wird.

fm

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