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■ MOSKAUER AUTOBAHNRING IN KATASTRROPOHALEM ZUSTANDDer Boulevard des Todes

Der Boulevard des Todes

Moskau (afp) — Die beiden Moskauer Ringstraßen, russisch „Kolzo“ genannt, leiden unter zunehmendem Zerfall: miserabler Straßenbelag, Schlaglöcher, schlechte Beleuchtung. Vor kurzem wurde sogar der Mittelstreifen zugunsten einer weiteren Fahrspur abgeschafft. Die Manöver überalterter Lastwagen und wrackähnlicher Autos beim Ausweichen vor Schlaglöchern, liegengebliebenen Fahrzeugen oder gar betrunkenen Fußgängern gleichen einem Hindernisrennen. Nicht selten geraten sie dabei auf die Gegenfahrbahn, was zu meist schweren Unfällen führt.

Vor allem auf dem Autobahnring um die russische Hauptstadt, dem 109 Kilometer langen MKAD, leben Autofahrer äußerst gefährlich. Russische Verkehrsexperten nennen die Strecke bereits „Boulevard des Todes“: 1990 kam dort 183 Menschen ums Leben. Nach Angaben des Sprechers des technischen Überwachungsvereins in Rußland (GAI), Andrej Schtschawelew, waren es 1989 noch 137 Verkehrstote auf dem von Schlaglöchern gespickten MKAD, wo täglich mehrere Millionen Fahrzeuge verkehren. Allein in der Neun-Millionen-Einwohner- Stadt Moskau sind offiziellen Zahlen zufolge eine Million Fahrzeuge gemeldet.

Aber auch der Zustand des 40 Kilometer langen inneren Rings, der sich dicht um das Stadtzentrum legt, wo früher Gärten blühten, ist keineswegs besser. Doch wegen geringerer Geschwindigkeiten kommt es nach Einschätzung von Schtschawelew dort zu weniger schweren Unfällen. Frostschäden des vergangenen Winters trugen erneut zum miserablen Zustand der Straßen bei, die nicht für ein derart hohes Verkehrsaufkommen gebaut sind.

Die überwiegend nächtlichen Reparaturarbeiten gehen nur schleppend voran und stellen durch schlechte Kennzeichnung eine weitere Verkehrsgefährdung dar.

Täglich muß eine Fahrspur der Tunnel der Ringstraße wegen der Reparaturarbeiten für den Verkehr gesperrt werden, was zu kilometerlangen Staus führt. „Der Verkehr müßte zwei Monate lang völlig unterbrochen werden, wenn wir die gesamte Straßendecke erneuern wollten und nicht nur kleine Stücke, die sehr teuer sind und meist zwei Tage später wieder repariert werden müssen“, betonte der GAI-Sprecher.

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