■ TOUR D' EUROPOE: Der Arbeit Lohn: Spott und Hohn
Karikaturen sowie klassizistische und frauenfeindliche Sprüche sind seit Jahrhunderten der Hohn für die Arbeit der Hausangestellten. Eurotaz dokumentiert Kostproben aus der Doppelmoral der BürgerInnen:
Der Dresdner Prediger Peter Glaser dichtete um 1560:
Eine böse Magd voll arger List,
verschlagen faul und fressig ist (...)
Das Maul ihr wie ein Klapper geht
gern mit Knechte Reden steht (...)
Sie hat auch oftmals ohne Scheu
den Herren lieber als die Frau (...)
Geht naschen und frißt gern Fett
und lüget alles, was sie redt (...)
Gibt heimlich weg und stiehlt wie ein Dieb
hat weder Gott noch Kinder lieb (...)
Der Reformator Martin Luther schrieb:
Man muß die Leute zwingen und zähmen (...) — wenn eine Magd nicht will gehorsam sein, verkäuft man sie um drei Groschen, denn käufet sie einer, der schlägt in sie, wenn sie nicht thun will, was sie soll.
Im Lesebuch für angehende weibliche Dienstboten riet Autorin Morgenstern-Schulze 1789:
Durch bescheidenen, sittsamen Anzug erwirbst du dir nicht nur Liebe, sondern du wirst auch dadurch Gelegenheit zu Suenden, zum Anstoß und Aergernis vermeiden (...) Es ist Gewissenspflicht, daß du für deine Gesundheit sorgest und sie nicht muthwillig verscherzest. Denn bist du krank, so bist du zur Erfüllung deiner Pflichten unfähig (...) Arbeite lieber Tag und nacht als daß du Schulden machst. Deine Herrschaft vertritt die Stelle deiner Eltern. Beweise dahero gegen sie die Ehrfurcht, das Vertrauen, die Liebe, welchen du deinen Eltern schuldigt bist.
Der „Katechismus für Dienstboten“ warnte 1825:
Dienstboten, welche ihrer Pflicht nicht nachkommen, kommen bald in einen üblen Ruf, werden von keiner Herrschaft mehr gemiethet, müssen gewöhnlich außer der Zeit abgehen oder werden doch nicht länger als ein halbes Jahr behalten.
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