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■ Denkort BebelplatzHörsturz

Es war in der Berliner Baulandschaft schon immer schwerer, einen Wettbewerb zu realisieren als einen Wettbewerb zu gewinnen. Die sogenannte „Planungskultur“, ein Kind studentischer Streitlust, machte es den Architekten nicht leicht. Die ständigen Debatten gingen auf keine Kuhhaut. Seit dem Fall der Mauer, im totalen Rausch der Entwürfe, scheint das Gegenteil zu gelten. Es wird nicht und nichts mehr diskutiert. Die Bauverwaltungen hetzen die Architekten atemlos durch Wettbewerbe, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Mit Scheuklappen für die Probleme werden fatale Vorgaben ausgeheckt, die später nichts mehr gelten. Schier unglaublich mutet jetzt der Streit um das Denkmal am Bebelplatz an. Die von Bausenator Nagel gewollte „unterirdische Bibliothek“, Chiffre und Denkmal der 1933 durch die Nazis verbrannten Bücher, die in der Platzmitte unter einer Glasplatte versenkt werden soll, kollidiert plötzlich mit den Planungen der Staatsoper. Die möchte dort eine Tiefgarage graben. Nun heißt es Denkort gegen Carpark. Keiner will vorher etwas vom Vorhaben des anderen gewußt haben. Muß sich der Wettbewerbssieger, Micha Ullmann, da nicht fragen, ob der Bausenator und der Opernchef unter einem Hörsturz leiden? Statt sich vor der Auslobung zu unterhalten, haben es die beiden Herren vorgezogen, sich nun kurz vor Baubeginn anzubellen. Pech für Ullmann? Pech für alle Architekten, die bei Wettbewerben in Berlin mittun! Rolf Lautenschläger

Siehe Meldung Seite 22

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