■ Denkmalschutz auf dem Prüfstand: Wird Berlin?
„Berlin wird ...“ lautet der Slogan des Stadtentwicklungssenators, und wenn es nach Volker Hassemer geht, sind verantwortlich für den vermeintlichen Erfolg vor allem die beiden Seelen, die in seiner Brust zur Einheit verschmelzen: die der Erhaltung und die des Neubeginns. Die Realität freilich sieht anders aus. Der Denkmalschutz wird im Zweifelsfall den Interessen der Stadtplanung geopfert, die gewordene Stadt zur dispositiven Größe der werdenden erklärt. Begreift man diesen Konflikt tatsächlich als Zielkonflikt, trifft die Forderung, die verstrickten Seelen des Stadtentwicklungssenators zu entwirren und den Denkmalschutz bei der Kulturverwaltung anzusiedeln, den Kern des Problems. Auch über die kommenden Wahlen hinaus. Selbst bei einem denkmalfreundlicheren Senator oder einer „Kämpfernatur“ als Denkmalchef bliebe die Gefahr, daß die entgegengesetzten Interessen einer einzigen Behörde zur Paralyse einerseits oder zu undurchsichtigen Entscheidungen andererseits führen. Ganz anders dagegen, würde man Planung und Erhalt auch strukturell trennen. In diesem Fall dürfte die Chance auf eine im Konfliktfall politische und öffentliche Debatte größer sein als die Befürchtung, daß der Denkmalschutz beim Kultursenator seiner politischen Funktion entkleidet und in ein museales, rein ästhetisches Gewand gehüllt wird. Im Gegenteil. Versteht man Denkmalschutz wie Stadtplanung, den Erhalt der sozialen Strukturen in den Stadtquartieren wie die Kontroverse um die Architektur des werdenden Berlin, als Teil einer politischen Kultur, eines Kräfteverhältnisses, das mehr als alles zur Zeit der öffentlichen Debatte bedarf, ist eine Trennung überfällig. Nicht zuletzt schließlich geht es darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß sich an der Verwirklichung dieser Öffentlichkeit mehr beteiligen als nur die beiden Seelen in der Brust des Volker Hassemer. Uwe Rada
Siehe auch Seite 19
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