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„Denk ich Ostern an Deutschland“

(Kontext, 22.10 Uhr, ZDF) Ostern 1990 ist in euphorisches Schwarz-Rot-Gold getaucht: „Betet, heute wird Deutschland gemacht!“, schrieb eine Boulevardzeitung im Februar. Für welches Deutschland sollen wir beten und wie wird es gemacht?

Anlaß zum Nachdenken über Deutschland.

Für die christlichen Kirchen ist Ostern von jeher das Fest der Auferstehung eines Verfemten und Gekreuzigten, das Zeichen des Sieges der Liebe über den Haß. Für die Juden in Deutschland aber war die Osterzeit über Jahrhunderte hinweg eine Schreckenszeit. Höhepunkt von Verfolgungen und Pogromen, in denen sich der Haß der Christen entlud, „auf das Volk, das“ - wie es hieß - „unseren Herrn Jesus Christus getötet hat“.

Ein durch die Kirchen betriebener christlicher Antijudaismus half den nationalsozialistischen Massenmord an den Juden vorzubereiten.

„Das sind Gedanken, an die ich Ostern immer wieder denken muß“, sagt der jüdische Publizist Günther Bernd Ginzel aus Köln, den Malte Rauch und Martin Keßler in ihrem Film Denk ich Ostern an Deutschland... begleiten, unter anderem nach Leipzig, wo Ginzel Gast des Montagsgebets in der evangelischen Nikolai-Kirche war; Leipzig, von wo aus - so Ginzel - „ein neues deutsches Selbstgefühl ausgehen könnte: eine nach Auschwitz nie wieder verspürte Freude, deutsch zu sein“.

Deutschland, eine Heimat für Juden? Nach allem, was geschehen ist, ein neues Miteinander von Juden und Christen?

In drei Porträts deutscher Juden und ihrer Familien versucht der Film eine Annäherung an die Erfahrungen, die Juden mit Christen in beiden Teilen Deutschlands gemacht haben, vor und nach 1933.

taz

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