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Den Inis das Wasser abgegraben?

■ Umweltbehörde präsentiert ihren neuen Umweltatlas Von Ute Schmölz

In bewährter, moderater Art stellte Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern das neueste Produkt der Umweltbehörde vor: Den 200 Seiten starken Umweltatlas. In dem farbigen Werk sollen BürgerInnen zu allen Themen, die umweltrelevant in und um Hamburg sind, umfassendes statistisches Material finden.

Damit werde die Debatte angeregt und der Handlungsbedarf deutlich aufgezeigt, meint Senator Vahrenholt stolz. Der Atlas kostet zehn Mark, hat eine Auflage von 10.000 Stück und soll auch an Schulen verteilt werden. Geplant ist, daß das Heft alle vier Jahre neu erscheint.

Doch Horst Hofmann vom Förderverein Umweltschutz Unterelbe ist stinksauer. „Die Umweltbehörde klaut unsere Ideen und unseren Titel“, sagt er. Der Verein hat bereits vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bürgerinitiativen und Umweltgruppen ein Ringbuch mit demselben Namen „Umweltatlas“ herausgegeben. Der Loseblattordner erhebe keinen Anspruch auf eine komplette Zusammenstellung der Meßdaten, biete aber den Vorteil, daß der Förderverein nicht wie die Behörde unter dem Druck gestanden habe, Erfolge vorzuweisen, so Hofmann. Fördervereinsmitglied Klaus Baumgardt: „Damit wollen wir nicht unterstellen, daß amtlich falsche Daten verwendet werden, aber unser Atlas geht von einer anderen Konzeption aus.“

Etwa sei ein wichtiges Kapitel ausdrücklich den Verursachern der Umweltbelastung gewidmet. Außerdem habe man von der Umweltbehörde unabhängige Daten benutzt, die entweder von den Umweltarbeitsgruppen selbst bezogen wurden oder vom statistischen Landesamt.

Hofmann fühlt sich von Amts wegen übergangen: „Wir sind sicher, daß unser Titel vorsätzlich übernommen wurde. Die Umweltbehörde nutzt damit die Arbeit der Bürgerinitiativen aus und gräbt uns das Wasser ab.“ Der Atlas des Fördervereins kostet 22 Mark und hat eine Auflage von 400 Stück, wovon 300 bereits vergriffen sind.

Eine Neuauflage ist geplant. „Aber die Finanzierung steht auf sehr wackligen Füßen, wenn uns die Behörde mit ihren viel größeren Geldmitteln Konkurrenz macht“, sagt Hofmann

Umweltsenator Vahrenholt meint dazu: „Der Name Umweltatlas ist kein geschützter Titel. Der Förderverein sollte sich stattdessen lieber mit den Inhalten unserer Publikation auseinandersetzen.“

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